Behind the Scenes

Der Krimiwelt auf die Schliche gekommen

Hast du eigentlich gewusst, dass in TV-Krimis bei gewissen Handlungen ganz schön geschummelt und getrickst wird? Für die Täuschungsmanöver greifen die Filmemacherinnen und -macher ziemlich tief in die Trickkiste. Aber eines muss man ihnen lassen: Sie sind dabei mega kreativ. Wir sind ihnen dank den Recherchen unserer Gspändli von SRF auf die Schliche gekommen und haben einige Bluffs aufgedeckt.

In einem Wohnzimmer sind die Spuren markiert, die ein Einbrecher hinterlassen hat

Ein Einbrecher schleicht auf leisen Sohlen in einer fremden Wohnung umher, auf der Suche nach Beute. Die Bewohnerin im Nebenzimmer hört den ungebetenen Gast, ihr Blick wandert zur leeren Weinflasche auf dem Esstisch – ein Überbleibsel vom Znacht. Sie greift wie in Trance zur Buddel und zieht sie dem Gauner über den vermummten Schädel. Der geht zu Boden, wie ein Boxer nach einem K.O.-Schlag. Und die Weinflasche? Die ist jetzt ein Scherbenhaufen.

So oder ähnlich könnte sich eine klassische Krimiszene abspielen.

1x Crashglas, bitte!

Du musst jetzt ganz stark sein: Wir werden in Krimis nämlich immer mal wieder veräppelt. Eine echte Weinflasche ist nämlich robuster, als du vielleicht vermuten würdest. In Krimis und Actionfilmen zerspringt diese nur, weil sie gefaked ist und aus Zucker besteht. «Crashglas» nennt sich das dann. Oder die Blutlache am Boden, die flächenmässig schon bizzli dem Zürichsee Konkurrenz macht. Ohne die geht bei einer solchen Szene im Film ja wohl gar nix. Im Real Life haben Menschen aber ganz oft auch innere Blutungen – schon mal daran gedacht? Dann ist da am Boden einfach nicht so viel rote Flüssigkeit... Einige weitere Beispiele gefällig?

0 Matches, 0 Fehler

«Match!» Nein, wir sprechen nicht von irgendwelchen Dating-Apps, sondern vom Suchergebnis in einer Fingerabdruck-Datenbank. Wäre echt praktisch, wenn diese wie in den Krimis fast immer einen Treffer ausspucken würde. Ist in der Realität aber so gut wie nie der Fall. Und dies trotz über 500'000 Einträgen in der Schweizer Fingerabdruckdatenbank AFIS. Die Ermittelnden müssen sich oftmals anders zu helfen wissen und in mühsamer Schritt-für-Schritt-Arbeit ein Mosaiksteinchen ums andere finden. Ein solches Mosaiksteinchen könnte zum Beispiel auch ein Fussabdruck sein. Nicht nur die Form und die Art des Schuhprofils sind wichtige Hinweise, sondern auch die Grösse und der Abstand zwischen den einzelnen Schritten.

Megacracks am Werk

Ob Schuh- oder Fussabdruck: Die Verantwortlichen von der Spurensicherung müssen an einem Tatort fokussiert und im Team arbeiten. Ein kleiner Fehltritt, einmal den «Zitteri» haben und schon sind wichtige Beweise für immer vernichtet. Klar also, dass sich die Expertinnen und Experten Zeit lassen – teilweise sogar mehrere Tage. Die Krimi-Forensiker/innen haben aber jeweils nach wenigen Minuten ihre Arbeit schon abgeschlossen. Entweder sind das einfach die absoluten Megacracks oder sie haben halt bei der Zeit bizzli geschummelt.

Verlassener Tatort? Von wegen!

Es gibt imfall Tätigkeiten oder sogar ganze Berufe bei der Kriminalpolizei, die in Krimis gar nie gezeigt werden! Liegt wohl daran, dass es optisch krassere Bilder gibt, als jemand der staubsaugt oder putzt. Staubsaugen? Ja, richtig gelesen! Sind beispielsweise Autos auf irgendeine Weise bei einer Tat involviert, werden diese logischerweise von der Spurensicherung komplett auseinandergenommen. Dazu gehört auch, ganz am Schluss mit einem speziellen Filter-Staubsauger die letzten Krümelreste zu sichern – hat bloss noch nie jemand im Film gesehen. Und erst die Tatortreinigung! Hast du gewusst, dass ein spezieller Spray verwendet wird, um alle Blutspuren aufspüren und putzen zu können? Dort, wo die Flüssigkeit auf Blut trifft, fängt es nämlich an zu schäumen. Auch Bohrer und anderes grobes Werkzeug gehört nebst Reinigungskram zur Ausrüstung: Manchmal muss nämlich ein ganzer Teil eines Bodens herausgespitzt werden!

Möchtest du noch weiter in das Thema eintauchen und wissen, weshalb ein Rechtsmediziner beispielsweise drei Paar Handschuhe gleichzeitig trägt oder worauf ein Schusswaffenexperte achtet?

Akkordion-Box aufklappen Akkordion-Box zuklappen

Dann haben wir hier zwei spannende Programmtipps für dich:


«Einstein» am Tatort

«Einstein» hat in einer Spezialsendung klassische Krimifehler aufgedeckt und gleich selbst einen Fall inszeniert.

Eine Frau liegt neben einer Blutlache am Boden. Kathrin Hönegger und Tobias Müller knien daneben.

Michel Birri auf Spurensuche

Michel Birri hat sich für seine Ermittlungen mögliche Szenarien aus der Fernsehserie «Der Kommissar und das Meer» herausgepickt und versucht herauszufinden, wie real diese Darstellungen sind.

Michel Birri befindet sich an einem verlassenen Tatort und runzelt die Stirn

Übrigens haben wir noch mehr Insights für dich zusammengetragen. Wir haben uns zum Beispiel gefragt: Wie viel Wirklichkeit steckt in der Fiktion und vice versa? Check also unbedingt auch mal diese beiden Artikel ab:


Text: SRG Insider/Jan Müller (Quellen: Spezialsendung «Einstein» am Tatort und Clips «SRF Sommerkrimi»: Michel Birri auf Spurensuche)
Titelbild: Colourbox.de
Bild «Einstein»: SRF/Matthias Willi
Bild «Sommerkrimi»: SRF

Bild Autor*in AutorIn Jan Müller
Jan (27) absolviert aktuell ein sechsmonatiges Praktikum bei SRG Insider. Einst Kaufmann und Polygraf erlernt, hat es ihm den Ärmel längst in den Sog der digitalen Welt gezerrt. Ab September wird er deshalb «Cast» an der ZHdK studieren.
weitere Artikel von
Jan Müller
Tags: crime krimi krimiserie schweizerverbrechen tatort

Kommentare

Lade Kommentare...
Noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar hinzufügen

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Danke für deinen Kommentar. Dein Kommentar wird moderiert und erscheint hier, sobald er freigeben wird.
Bei Freischaltung erhälst du ein Email auf {author_email}.