Behind the Scenes

Von der Idee zum Drehbuch: Das war der «SRF Writer’s Day 2023»

Romane, Improvisation und intensive Brainstorming-Sessions im Writer’s Room – all das und vieles mehr dient Autor:innen als Inspirationsquelle für ihre einfallsreichen Film- und Serienkonzepte. Der «SRF Writer’s Day» gewährte uns einen exklusiven Blick hinter die Kulissen. In die Arbeit der Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren – genau dort, wo die Ideenküche brodelt.

Zwei Expert:innen auf der Bühne am «SRF Writer's Day»

So vielfältig wie die Drehbuchkonzepte, sind auch deren Konzeptentwicklungen. Beim «SRF Writer’s Day» gab's Insights in die Arbeitsprozesse vier verschiedener Autor:innen. Die Pros der Filmszene teilten ihre Erfahrungen im Schreiben für die grosse Leinwand.

Mit dabei war auch Filmgeschichts-Nerd und SRF-Filmkäufer Benedikt Eppinger, der sich in der Schweizer Filmbranche ziemlich gut auskennt, sowie Susanne Bauknecht, Leiterin der Lizenzabteilung des Diogenes Verlags. Der Diogenes Verlag hat imfall bereits einige Lizenzrechte bekannter Romane für Verfilmungen freigegeben. Sagen dir vielleicht «Das Parfum» oder «Die dunkle Seite des Mondes» etwas?


Vom Roman zum Drehbuch und vice versa

Verfilmungen von Romanen haben bereits zu weltweiten Erfolgen geführt. Doch wie erwirbt man eigentlich die Rechte, um mit dem Drehbuchschreiben loslegen zu können? Die Lizenzabteilung des Diogenes Verlags unter der Leitung von Susanne Bauknecht handelt die Verfilmungsrechte von Romanen mit den Filmproduzent:innen aus. Mit den Drehbuchautor:innen und kreativen Umsetzung selbst hat sie kaum etwas zu tun. Ist das Drehbuch jedoch erst einmal auf dem Tisch, gibt sie gerne ihr Feedback dazu ab. Auch ein Roman profitiert übrigens von einer Verfilmung:

Für uns ist eine Verfilmung sehr wichtig, weil das einem Roman einen zweiten Frühling beschert. Oft wenn eine Verfilmung erfolgreich ist spiegelt sich das natürlich dann auch in den Buchverkäufen wider.

Susanne Bauknecht, Leiterin der Lizenzabteilung des Diogenes Verlags

Manchmal ist es auch umgekehrt und es entsteht ein Roman aus einem Drehbuch. Der Filmhistoriker Benedikt Eppinger erzählte von der Zusammenarbeit zwischen Autor Friedrich Dürrenmatt und dem Schweizer Filmproduzen Lazar Wechsler. Wechsler beauftragte Dürrenmatt damals, das Drehbuch für den Film «Es geschah am helllichten Tag» zu schreiben. Die beiden waren sich jedoch uneinig über das Ende der Geschichte. So kam es, dass Wechsler im Film das eine Ende verwendete, während Dürrenmatt den Roman «Das Versprechen» basierend auf dem Drehbuch veröffentlichte – mit einem anderen Schluss.

«SRF Writer’s Day» Panel mit Benedikt Eppinger und Susanne Bauknecht.
Panel am «SRF Writer’s Day» mit Benedikt Eppinger (mitte) und Susanne Bauknecht (rechts).

Zuerst war die Location, dann die Filmidee

Die Projekte des Drehbuchautors und Regisseur Michael Noer zeichnen sich durch eine grosse Prise Realität aus. Er arbeitet oft mit Laiendarstellenden zusammen. So waren beispielsweise der grösste Teil der Darstellenden im Prison Drama «R» echte Gefängnisinsassen und Gefängniswärterinnen. Noer lässt sich zudem gerne von einer Location inspirieren: Steht dieses Gefängnis leer? Cool, was können wir darin machen?

Eigentlich ging es nicht darum, eine gute Idee zu entwickeln, sondern vielmehr darum, etwas zu finden, das machbar ist – und so versuche ich mehr oder weniger immer zu arbeiten.

Michael Noer, Druchbuchautor und Regisseur (Zitat aus dem Englischen übersetzt)

«SRF Writer’s Day» Panel mit Michael Noer.
Panel am «SRF Writer’s Day» mit Michael Noer (rechts).

Kreativ im Kollektiv

Schreiben für Dailies, im Writer's Room oder doch lieber für sich allein im stillen Kämmerlein? Die vier Autor:innen Stefan Brunner (Co-Creator vom Zürcher «Tatort»-Team Grandjean/Ott), Julia Penner (Co-Autorin von «Davos 1917») und Alexander Seibt (Autor von «Die Beschatter II» und «Die Nachbarn von oben»), die fleissig Konzeptideen und Geschichten austüfteln, haben von ihrem daily Business berichtet.

Für Stefan Brunner ist Schreiben ein Handwerk, das erlernt werden muss. Es erfordert eine Vielzahl von Skills – von der Ideenfindung bis zum Verfassen packender Dialoge. Ein Headwriter muss alles draufhaben. Als Staffwriter hingegen unterstützt man vor allem mit dem, was man am besten kann.

Als Staffwriter versuchst du ein Zusatzgehirn und -herz vom Headwriter zu werden und ihm zuzuarbeiten mit dem, was du am besten kannst.

Alexander Seibt, Autor von «Die Beschatter II» und «Die Nachbarn von oben»

«SRF Writer’s Day» Panel mit Stefan Brunner, Julia Penner und Alexander Seibt.
Panel am «SRF Writer’s Day» mit Stefan Brunner (2. von links), Julia Penner (2. von rechts) und Alexander Seibt (rechts).

Drehbuchschreiben ist also äusserst facettenreich und kann von Projekt zu Projekt stark variieren. Die Autor:innen bringen zudem unterschiedliche präferierte Herangehensweisen, Backgrounds und Arbeitsmethoden mit, doch sie alle teilen dasselbe Ziel: Uns mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen.


Text: Luana Fitzgerald
Bild: Luana Fitzgerald

Tags: chfilm chfilmszene drehbuch film schweizerfilme spielfilm zurich film festival

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