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Hallo Kanada, tschüss Instagram-Likes!

Unsere Ex-Praktikantin Eva ist nach Kanada ausgewandert – Instagram-Likes haben es allerdings nicht über die Grenzen geschafft. Wie sich Instagram ohne Likes so anfühlt und welche Auswirkungen dieses Projekt auf die Zukunft der Plattform haben wird – Eva's Fazit nach einem Like-freien Monat.

Eva stützt sich auf einem Kofferberg ab

Ach, war das schön: Als der Instagram Feed noch chronologisch geordnet war und eine Like-Anzahl von mehr als 11 (weil ab da wandelten sich die aufgezählten Namen in eine Zahl um und das war dann schon ziemlich viel) mich noch zufriedenstellte. Doch dann übernahm der böse Algorithmus das Feed-Steuer und die Zahl der Likes sagte plötzlich mehr über ein Bild aus, als das Bild selbst.

Ja, auch ich war ziemlich fixiert auf diese kleine Spalte unter meinem Bild, und auch ich freute mich (auch wenn ich es nicht gerne zugebe), wenn ein schönes Bild viele Likes bekommen hat. Doch dann zog ich nach Kanada und liess meine geliebten Likes in der Schweiz zurück. Statt einer Zahl sehe ich unter meinen Bildern nun «liked by XY and others». Völlig zufriedenstellend, wie ich schnell bemerkt habe. Denn sind wir mal ehrlich: Musst du wirklich wissen, wie viele Leute dein letztes Selfie geliked haben?

Tschüss Likes!

Likes wurden auf Instagram quasi zu einer eigenen Währung. Mehr Likes = mehr Anerkennung. Eine Währung, die vor allem Jugendliche massiv unter Druck setzt und – wie Studien aufzeigen – sogar die Ursache für Depressionen und Angstzustände sein kann. Der ständige Vergleich auf Social Media führt nämlich dazu, dass man mit sich selbst weniger zufrieden ist. Ist die eigene Anzahl Likes dann noch niedriger als die der anderen, ist das frustrierend.

Schluss damit, dachte sich also Instagram und schaffte die Likes Mitte Mai zunächst in Kanada einfach ab. Zurück kamen sie bis heute nicht, im Gegenteil. Nach Kanada verabschiedete sich Instagram auch in Australien, Brasilien, Irland, Italien, Japan und Neuseeland von der Herzchen-Anzahl.

Weniger Likes = besserer Content?

Ziel dieser Übung: Die Zahl der Likes soll an Bedeutung verlieren und der Fokus auf Instagram wieder auf den individuellen Content gelegt werden.

Wir wollen, dass eure Freunde sich auf eure Fotos und Videos konzentrieren und nicht darauf, wie viele Likes ein Beitrag erzielt.

Statement von Instagram auf Twitter

Ich kann nach einem Like-freien Monat jedenfalls bestätigen: Mein Blick wandert tatsächlich nicht mehr so oft auf die Likes-Spalte und auch bei meinen eigenen Posts kümmert es mich weniger, ob ein Bild jetzt ein Herzchen mehr oder weniger ergattert hat. Ausserdem habe ich wieder mehr Lust, Fotos zu posten. Ja klar, dies könnte auch daran liegen, dass ich gerade in ein neues Land gezogen bin und die Fotomotive hier einfach der Wahnsinn sind. Dennoch kann ich bestätigen: Instagram ohne Likes macht definitiv genau so viel (wenn nicht sogar mehr) Freude als mit.


Titelbild: Christina Brun/SRG Insider
Slider: Eva Gaudenz
Text: Eva Gaudenz

Bild Autor*in AutorIn Eva Gaudenz
Nach ihrem sechsmonatigen Praktikum bei SRG Insider hat es Eva in die Ferne gezogen. Sie lebt und arbeitet derzeit in Kanada. Für SRG Insider befasst sie sich als «Junior Korrespondenten-Korrespondentin» jeden Monat mit einem anderen Medienthema aus dem Ausland.
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Eva Gaudenz
Tags: ausland instagram meinung öpismitusland socialmedia

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