Behind the Scenes

Wie das mit den Musikrechten am Festivalsommer läuft

Mit den Übertragungen vom Festivalsommer im Radio und im Live-Stream macht SRF 3 die Konzerte auch jenen zugänglich, die an den Openairs nicht vor der Bühne stehen und sich die Shows live ansehen können. Es kommt aber immer wieder vor, dass ganz coole Konzerte von den Festivals, an denen SRF 3 vor Ort ist, nicht ausgestrahlt werden. Weshalb das so ist, weiss Musikjournalist Gregi Sigrist.

Nemo performt am Openair St.Gallen auf der Buehne

Was mich immer wieder schmerzt während dem Festivalsommer: Wenn wir Konzerte von interessanten Bands nicht übertragen dürfen. Es ist der Moment bei welchem ich Gefahr laufe, unseren Live-Produzenten Tom Schmidt zu nerven. Dabei weiss ich, dass sich der Mann Monate im Voraus um die Rechteabklärungen kümmert. Und ich weiss auch, dass er bis zuletzt nicht aufgibt.

Was macht die Sache so schwierig?

Die Prozesse sind zum Teil langwierig.

Tom Schmidt, Live-Produzent SRF 3

Dabei ist der Weg teilweise schon lang, bis man die Person erreicht, die darüber tatsächlich entscheiden kann. Gehört die Musik beispielsweise nicht mehr der Band, sondern einer Plattenfirma, liegt die Entscheidung dort. Oder wenn sich Band, Management und Plattenfirma nicht einig sind (oder sich gar verkracht haben), kriegen wir das ebenfalls zu spüren.

Dann braucht es Hartnäckigkeit und viel Fingerspitzengefühl.

Tom Schmidt, Live-Produzent SRF 3

Gute Gründe, Konzerte nicht freizugeben

Wenn Bands nicht wollen, dass ihre Shows übertragen werden, weil sie beispielsweise unveröffentlichte Songs spielen, ist das natürlich mehr als verständlich. Dasselbe gilt, wenn eine Band sehr lange mit derselben Show auf Tour ist oder in ungewohnter Besetzung spielt. Es braucht auch keine weiteren Erklärungen, wenn Bandmitglieder nicht fit sind oder stimmliche Probleme haben.

Es gibt auch besondere Fälle: Bands, die ohne ihr Equipment hinter der Bühne stehen, weil ihr Gepäck oder ihre Instrumente irgendwo hängegeblieben sind. So passiert der norwegischen Sängerin Sigrid am letztjährigen Openair St.Gallen. Sie spielte einen brillanten Gig, wollte aber nicht, dass ihn SRF 3 live ausstrahlt. Absolut nachvollziehbar.

Schlechte Gründe, Konzerte nicht freizugeben

Ein einfaches «Nein» oder gar ein «Wir haben keinen Bock» ist aus unserer Sicht natürlich schwierig hinzunehmen. Und wenn gar keine Reaktion kommt, wird es anstrengend.

Wenn ich sehr lange keine Antwort bekomme, werde ich skeptisch.

Tom Schmidt, Live-Produzent SRF 3

Dann durchforstet Tom das Internet nach Live-Aufnahmen. Oft werde dann klar, wo das Problem liege – zum Beispiel an den Live-Qualitäten einer Band.

Gründe, auf Konzerte zu verzichten

Und dann gibt es noch den Fall, dass wir nicht mehr wollen. Wenn es ganz kompliziert wird, macht Tom, was man eigentlich immer tun sollte, wenn man etwas unbedingt will und nicht bekommt: Loslassen!

Manchmal beschleunigt das den Prozess ungemein.

Tom Schmidt, Live-Produzent SRF 3

Es sei schon vorgekommen, dass die Mitteilung unseres nicht mehr vorhandenen Interesses, zu einem sofortigen Vertragsabschluss geführt habe.


SRF 3 Live-Produzent Tom Schmidt

Tom Schmidt arbeitet als Live-Produzent bei Radio SRF 3.

Die Geschichte einer Vertragsunterzeichnung auf den letzten Drücker, bleibt Tom in bester Erinnerung. «Macklemores Manager unterschrieb den Vertrag zwei Minuten vor Konzertbeginn auf meinen Rücken.» Die Tinte war sprichwörtlich noch nass, als die Übertragung des Konzerts im Radio und im Live-Stream begann.


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Text: SRF/Gregi Sigrist
Titelbild: Saskia Widmer
Bild: SRF

Bild Autor*in AutorIn Gregi Sigrist
Gregi arbeitet als Musikjournalist für Pop und Rock bei SRF. Im seinen Musik-Blogs auf SRF 3 schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.
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Gregi Sigrist
Tags: medienrecht musikfestival openair rechtsfrage

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