«Nachgefragt»: Was macht ein gutes Treatment aus?

Sabine Boss, Philippe van Doornick und Stefan Hoffmann entscheiden als Jury des Treatment Awards, wer den begehrten Förderpreis 2016 erhält. Eingereicht wurden Treatments zum Thema «Weihnachtsessen» – spannend. Aber was macht denn eigentlich ein gutes Treatment aus? Wir haben bei den dreien nachgefragt.

«Ein gutes Treatment bedeutet viel Arbeit, vor der man sich oft drücken möchte, weil man sofort mit dem Drehbuch loslegen will. Dennoch ist es ein wichtiger Erarbeitungsschritt, denn es präsentiert die vollständige und dramaturgisch schlüssige Filmgeschichte in Form einer Prosa-Erzählung. Ein gutes Treatment ist flüssig und spannend geschrieben, so dass es einen beim Lesen mitreisst und man bereits den Rhythmus und Geist des späteren Drehbuchs erkennen kann. Wenn man diese gedankliche Präzisierungsarbeit einmal geleistet hat, fällt einem der nächste Schritt zum Drehbuch viel leichter.»

Sabine Boss ist Drehbuchautorin und Regisseurin. Mit «Der Goalie bin ig» nach dem gleichnamigen Roman von Pedro Lenz gewann sie 2014 den Schweizer Filmpreis für den Besten Kinofilm. Für SRF hat sie unter anderem mehrere Folgen der Schweizer «Tatort»-Reihe inszeniert.

«Ein gutes Treatment bebildert mit fundiertem, strukturellem Knowhow und erzählerischem Talent eine universale, menschliche Erfahrung auf originelle und möglichst emotionale und spannende Weise. Aus Vertriebssicht vermarkten sich dabei am besten die Geschichten, die durchaus lokal verankert sein dürfen, dabei aber allgemein gültige gesellschaftliche Regeln mit glaubwürdigen Figuren und intelligenten Plots neu beleuchten. Weltweit gibt es unzählige erfolgreiche Weihnachtsfilme von «Der kleine Lord» über «Home Alone» bis sogar «Die Hard». Interessanterweise gibt es bisher keinen Schweizer Weihnachtsklassiker, vielleicht gelingt es mit dem Treatment Award 2016 einen solchen zu entdecken?»

Philippe van Doornick ist Deputy Managing Director und Head of Telepool Zürich.

«Ein gutes Treatment lässt mich als Leser vergessen, dass ich lese. Die Geschichte packt mich vom ersten Bild an. Schon wirkt die Magie des Kinos: Buchstaben und Sätze sowie – für mich ganz wichtig – bewusst gesetzte Absätze und Abschnitte, mit den entsprechenden Auslassungen, fügen sich zu inneren Bildern, Bewegungen und bewegten Bildsequenzen zusammen, die etwas in mir bewegen. Leider bemühen Treatments oftmals eine unscharfe Metasprache, um mithilfe von Floskeln und Klischees die Absicht zu untermauern, eine gute Geschichte erzählen zu wollen - anstatt sie einfach zu erzählen... »

Stefan Hoffmann arbeitet bei SRF als Redaktor für Eigen- und Koproduktionen in der Sparte Fiktion.

Wir reden hier die ganze Zeit von Treatment, dabei weisst du vielleicht gar nicht was das überhaupt ist? Wir wissen es auch erst seit ein paar Wochen und haben es kurz für dich zusammengefasst.

Kachelbild: pexels.com
Porträtbilder: Sabine Boss: SRF/Daniel Ammann, Philippe van Doornick (zugeschnitten): SRF/Gian Vaitl, Stefan Hoffmann: zVg.

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