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«PodKnast»: Geschichten, die das Knastleben schreibt

Im «PodKnast» erzählen ein Vollzugsbeamter, eine Seelsorgerin, eine Direktorin, eine Überlebende, ein Sicherheitschef, ein Justizdirektor und ein Insasse Geschichten, die das Knastleben schreibt. Es handelt sich aber nicht etwa um Räubergeschichten, sondern Alltagsereignisse von Menschen, die im neusten Gefängnis der Schweiz leben und arbeiten.

Das neuste Gefängnis der Schweiz befindet sich in Cazis Tignez und wurde Anfang 2020 bezogen. Es ist drei Mal so gross wie der alte «Sennhof» in Chur. Im Zuge der Berichterstattung über diesen Gefängnisumzug als Radio-Reporterin für RTR, kam Sabrina Bundi auf die Idee für den Podcast.

Ich durfte durch das leere Gefängnis streifen, hatte 1000 Fragen, traf auf so viele spannende Menschen, die mir die Schweizer ‹Knastwelt› eröffneten.

Sabrina Bundi, Autorin «PodKnast»

Es brach ihr fast das Reporter-Herz, ihre Antworten für die tagesaktuelle Berichterstattung auf nur wenige Minuten kürzen zu müssen. Und so hatte sie eines Abends einen Geistesblitz, aus welchem der «PodKnast» entstanden ist. Bei diesem Projekt kann sie die Protagonistinnen und Protagonisten reden lassen. So kam es, dass Sabrina mehrfacher Gast in der neuen Strafanstalt in Cazis Tignez sowie auch im alten «Sennhof» in Chur wurde.

Der Alltag hinter Gittern

Im «PodKnast» erzählen die Gäste aus ihrem Arbeitsalltag und davon, was sie Schönes und weniger Schönes hinter Gittern erleben. Portraitiert werden Menschen, die im neuen Bündner Gefängnis in Cazis Tignez arbeiten oder leben. Einmal aufwühlend, mal traurig, vielleicht sogar verstörend, aber auch lustig, bewegend und lehrreich. Einige der Folgen hat Sabrina direkt im Gefängnis aufgenommen, für andere hat sie die Gäste zuhause besucht oder ins Studio eingeladen.

Das Gespräch mit Schwester Veronika hat Sabrina unter anderem besonders bewegt.

Du wirst dich schockverlieben, wenn du dir die Episode mit ihr anhörst.

Sabrina Bundi, Autorin «PodKnast»

Die Menschen hinter den Stimmen

Im Podcast erzählen der Vollzugsbeamte, die Seelsorgerin, die Direktorin, die Überlebende, der Sicherheitschef, der Justizdirektor und der Insasse von Geschichten, die das Knastleben schreibt. Es lohnt sich, ihnen zuzuhören – denn sie erzählen nicht einfach nur Räubergeschichten.


Die Seelsorgerin: «Ich würde eigentlich noch gerne im Gefängnis sterben.»

Das sagt Schwester Veronika, seit 5 Jahren Seelsorgerin in den Gefängnissen Graubündens. Sie kommt den Insassen so nahe, wie sonst niemand, nämlich bis in die Seele.


Der Vollzugsbeamte: «Ich musste schon so einige vom Strick holen.»

Kaum jemand verbringt so viel Zeit mit den Insassen, wie die Vollzugsbeamten. Daniel Solenthaler ist einer davon. Seit 17 Jahren arbeitet er nun schon auf diesem Beruf, zuerst im «Sennhof» in Chur und nun in Cazis Tignez.


Die Überlebende: «Dann hat er völlig unerwartet auf mich eingestochen.»

Mit 19 Jahren überlebte Andrea Stadler einen Mordangriff bei sich zuhause. Heute setzt sich die Juristin als Stiftungspräsidentin vom Bündner Frauenhaus für Opfer von häuslicher Gewalt ein.


Die Direktorin: «Respekt untereinander ist unser höchstes Gut.»

Ines Follador ist die Direktorin des neuesten Gefängnis in der Schweiz. Sie erklärt im «PodKnast» ein paar Regeln für das Zusammenleben im Gefängnis, damit die Zweckgemeinschaft von Leuten, die eigentlich gar nicht da sein wollen, überhaupt funktioniert.


Der Sicherheitschef: «Kein Knast ist zu 100 Prozent sicher.»

Martin Muoth ist Sicherheitschef im neusten und damit sicherheitstechnisch wohl modernsten Gefängnis der Schweiz. Er erzählt in der neuen Folge «PodKnast» wie hoch die Mauern optimalerweise sind, wie viele Kilometer Stacheldraht verbaut wurden, oder was genau die Herzdetektion ist.


Der Justizdirektor: «Ich bin überzeugt, dass wir keine Kuscheljustiz haben.»

Peter Peyer ist Justizdirektor des Kantons Graubünden – und «Ex-Knacki». In der neuen Folge «PodKnast» erzählt er nicht nur über seine eigene Zeit im Gefängnis, sondern auch, ob er damit ein Problem hat, dass der Kanton mit Sträflingen Geld verdient.


Der Insasse: «Und ab dann wusste ich, wenn sie mich jetzt erwischen, bin ich am A...»

Wie fühlt es sich an, eine Straftat zu begehen? Wann und wo fühlt man sich in einem Gefängnis frei? Und wie baut man aus einem Rasierapparat eine Tätowiermaschine? Fragen, die vom Insassen der neuen Strafanstalt in Cazis Tignez im «PodKnast» beantwortet werden.


Die Briefe

Im Büro der Gefängnisdirektorin, Ines Follador, durfte Sabrina sogar einen Ordner mit alten Gefängnisbriefen durchblättern.

Die sind zum Teil wirklich sehr happig. Abschiedsbriefe, Briefe aus tiefster Verzweiflung heraus geschrieben.

Sabrina Bundi, Autorin «PodKnast»

Die Briefe von Gefangenen aus den 70er- und 80er-Jahren zeugen davon, wie ein Freiheitsentzug auf Menschen wirken kann. Obwohl sich Sabrina beim Lesen der Briefe sehr voyeuristisch vorkam, ist sie überzeugt, dass diese lehrreich sind. Vorausgesetzt sie werden mit dem richtigen Respekt und Dankbarkeit gelesen. Ein Teil dieser Briefe wird auch im «PodKnast» rezitiert.


Teil 1

«Wenn ich das erste Mal Urlaub bekomme, bringe ich mich um», schreibt ein Insasse des Churer «Sennhof» in den 80er-Jahren in seinem Abschiedsbrief an die Familie.


Teil 2

«Im Sennhof hab ich ein Luxuszimmer gemietet auf unbestimmte Zeit», schreibt ein Insasse des Churer Sennhof in den 70er Jahren in einen Brief an den Gefängnisdirektor.


Teil 3

«Sie nannten mich schwuler Hund und wollten mir keine Arbeit geben», schreibt ein Insasse des Churer Sennhof in den 70er Jahren in einem Brief mit dem Titel «Beichtstuhl».


Den «PodKnast» kannst du dir übrigens auch auf Spotify, Apple Music, Play RTR und rtr.ch anhören.


Text: RTR/SRG Insider
Bild: RTR

Tags: Audio crime lockdown podcast rtr

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