«Signes» ist eine RTS-Sendung in Gebärdensprache. Sie richtet sich an Hörbehinderte und alle, die sich für deren Welt interessieren. Zum ersten Mal behandelt die Sendung das Thema Sexualerziehung und Gehörlosigkeit.

Vier junge Frauen haben sich bereit erklärt, sich tabulos den Fragen von «Signes» zu stellen. Die Recherche von Marie Castella zeigt, dass viele Gehörlose grosse Wissenslücken in Sachen Sexualität haben. Wollen sie sich informieren, können sie nicht einfach ein Youtube-Video anklicken, weil diese nicht immer in die Gebärdensprache übersetzt sind.

Im Gespräch

Lange dachte ich, AIDS sei die einzige sexuell übertragbare Krankheit.

Annette Correia

Sofia Adelino erzählt im Film, dass für sie Bilder und visuelle Informationen sehr wichtig gewesen seien, um zu verstehen, wie die Sexualität funktioniert. Sie glaubt, dass heutige Jugendliche wegen dem Internet besser informiert sind, als sie es war.

Auch Annette Correia hätte sich mehr Informationen gewünscht. «Heute schaut man einfach im Netz. Aber es ist nicht gut, einfach nachmachen zu wollen, was man dort sieht.»

Für mich wäre es gut gewesen, eine Bezugsperson zu haben, der ich meine Fragen hätte stellen können. Dann wäre ich weniger unsicher gewesen.

Emma Morier

An wen können sich Gehörlose wenden?

Früher gab es eine Plattform mit gebärdeten Videos zur Sexualität und in der Schule fand der Sexualunterricht für Gehörlose separat statt. Beides ist verschwunden. Zwar gibt es unzählige Beratungsstellen, Gehörlose brauchen dafür aber meistens Gebärdensprachdolmetscher. Darum wurde in Renens in der Westschweiz das «Centre les Chemain’S» gegründet. Ein Zentrum für junge Gehörlose, die Mühe haben, in der Gesellschaft Anschluss zu finden.

Nur weil ich gehörlos bin, heisst das nicht, dass ich eine leichte Beute bin.

Emma Morier

Gerade in der heutigen Zeit werde auch das Thema Missbrauch oft diskutiert, sagt Luana Ferracin, die Leiterin des «Centre les Chemain’S». «Gehörlose sind oft noch schwächer, weil sie schlecht informiert sind.»

Das YoutTube-Formart «Dans ton slip»

Steven Derendinger, Fachmann für Sexualgesundheit, kennt das Informationsproblem – und geht es an: Auf seinem YouTube-Kanal «Dans ton slip» zeigt er Infovideos über Sexualität in Gebärdensprache. Er macht es mit viel Humor, auch wenn das nicht immer ganz einfach ist: Nicht jeder Witz lässt sich einfach so in die Gebärdensprache übersetzen. Ein Beispiel: Wenn Sprechende sagen, das Boot kommt – was bedeutet, dass eine Frau ihre Periode bekommt – könne das nicht so übersetzt werden, denn dies würden Gehörlose so nicht verstehen. Also heisst es dann für die Gehörlosen «Besuch kommt».

Schau dir jetzt die Sendung Signes zum Thema Gehörlose und sexuelle Aufklärung an:

Text: SRF/SRG Insider
Bilder: SRF/RTS