Öpis mit Medie

«Was macht eigentlich...» ein:e Programmentwickler:in?

Hast du dich schon mal gefragt, wer eigentlich hinter SRF-Programmen wie der nächsten grossen Samstagabendkiste «Stadt, Land, Talent» oder einem Online-Format wie «Raphi rafft’s» steckt? Bei solchen Sendungen haben jeweils verschiedene Programmentwicklerinnen und Programmentwickler ihre Finger im Spiel. Einer von ihnen ist Matthias Haemmerly. Wir haben ihn bizzli über seine Arbeit ausgequetscht.

Matthias Haemmerly mit Headset un Laptop am Arbeiten.

Persönlicher Geschmack vs. Professionalität

Wenn ich jemandem im Bekanntenkreis erzähle, dass ich bei SRF in der Programmentwicklung arbeite, läuft es immer gleich ab.

Matthias Haemmerly, Programmentwickler bei SRF

Zuerst werde Matthias Haemmerly gefragt, ob er diese oder jene Person kenne. Und gleich darauf kriegt er jeweils Feedback zu verschiedensten Sendungen oder es werden ungefragt Vorschläge an ihn herangetragen, was man aus dem Programm streichen könnte. Solche Einzelstimmen seien aber schwierig zu berücksichtigen, schildert er. Je nachdem, aus welchem Umfeld eine Person kommt, hat diese ja andere Interessen. Dein Grosmami zieht sich wahrscheinlich auch nicht dieselben Formate rein wie dein bester Buddy, oder?

Das mit dem persönlichen Geschmack ist nämlich so eine Sache. Dieser geht auch bei Matthias nicht zwingend mit seiner professionellen Herangehensweise als Programmentwickler einher. Bei seiner Arbeit hat er immer die Bevölkerung im Hinterkopf. Aber trotzdem: «Einige Themen erhalten trotz einem eher kleinen Marktpotenzial eine grosse Relevanz bei uns, da wir unseren Informationsauftrag wahrnehmen möchten», erklärt er. Was ein «gutes Format» ausmacht, sei von Projekt zu Projekt unterschiedlich – werde aber im Konzept festgelegt. Ein «schlechtes Format» sei viel einfacher zu benennen: «Wenn es kein Publikum findet oder gegen die Publizistischen Leitlinien verstösst.»

Pitching beim Commissioning Board

Als Programmentwickler muss Matthias auch einstecken können. Uns hat er nämlich verraten, dass er schon seit etwa fünf Jahren eine Sendung über eine Familie machen möchte, die in ein Tiny House zieht.

Offenbar kann ich niemanden damit begeistern – alle Leute verdrehen schon die Augen, wenn ich wieder mal mit dieser Idee daherkomme.

Matthias Haemmerly, Programmentwickler bei SRF

Damit eine solche Idee nämlich umgesetzt wird, muss diese seit dem 1. April 2021 vor dem neu eingeführten Commissioning Board bestehen können, bei welchem auch Matthias dabei ist.

Was ist das Commissioning Board?

Akkordion-Box aufklappen Akkordion-Box zuklappen

Das Commissioning Board ist ein interdisziplinäres Entwicklungsteam, bei welchem eine Idee – für ein neues Format, eine Formatreihe, eine Serie, eine neue Online-Plattform oder eine grössere sicht- oder hörbare Adaption an einem bestehenden Produkt – in Form eines Pitches vorgestellt wird. Dabei sitzt von den Abteilungen Audience, Distribution und Produktion je eine Vertreterin oder ein Vertreter im Commissioning Board und für den inhaltlichen Teil gibt's Vertretende für jede Abteilung. Im Commissioning Board wird also entschieden, welche Inhalte bei SRF umgesetzt werden sollen. In diesem Prozess wird nicht nur über das «Was» gesprochen, sondern auch über das «Wie», «Warum», «Wann» und «Wo».

Das Bauchgefühl und die Daten

Mit dem Zusammenschluss dieser vier Kräfte zum Commissioning Board – also Audience, Distribution, Produktion und Inhalt – hat es einen Shift gegeben.

Lange wurden Programme nach Bauchgefühl entwickelt, inzwischen ist das Ganze aber viel mehr data-driven.

Matthias Haemmerly, Programmentwickler bei SRF

Es werden also Erfahrungswerte und nackte Zahlen hinzugezogen, um zu analysieren, welches Potenzial ein Programm hat. Das heisst aber nicht, dass es keinen Platz für experimentelle oder ausgefallene Formate hat. Denn gute Ideen sind nach wie vor gefragt.

Inspirationen holt sich Matthias oftmals im Alltag: Er liest beispielsweise Zeitungen, spricht mit verschiedenen Leuten, stöbert im Web rum, hält nach spannenden und skurrilen Dingen Ausschau und konsumiert ganz viele Sendungen – nicht nur aus unseren Breitengraden, sondern aus aller Welt. So hat ihn beispielsweise ein Typ aus dem Internet auf eine Idee für die neue Videoreihe «Raphi rafft’s» gebracht: «Dieser Dude geht mit einer Selfiekamera an alle diese Orte, wo man eigentlich nicht hingehen sollte.» Also an gefährliche Orte. Das Ganze ist günstig, effizient und ziemlich cool produziert. Und genau diese Ansätze haben Matthias und seine Teamgspändli auch für «Raphi rafft’s» gewählt.

Von der Idee zum Konzept

Als Programmentwickler ist Matthias für ganz unterschiedliche SRF-Redaktionen im Einsatz. Mal steckt er mit ein paar Leuten die Köpfe für eine Familiensendung zusammen, wo es um Superhunde geht. An einem anderen Tag wird er von einem Produzenten kontaktiert, dem ultraspontan eine Protagonistin ausgefallen ist und nun ein kurzes Notfall-Brainstorming machen möchte. Oder dann ist er auch noch bei der nächsten Staffel der Doku-Fiktion «Es geschah am...» involviert, die im Herbst als Podcast und TV-Reihe erscheint. Insgesamt liegen bei ihm gerade zwölf unterschiedliche Projekte auf dem Tisch.

Bei den meisten dieser Projekte steuert Matthias den Prozess bei der Entwicklung – also von der Idee bis zum fertigen Konzept. Das heisst, dass er mit sämtlichen Verantwortlichen im Team zusammen ein Konzept erarbeitet, das schlussendlich hieb- und stichfest ist. Da werden beispielsweise Fragen geklärt wie: Über welchen Kanal wird die Sendung verbreitet? Was ist die Zielgruppe? Wie wird das Format umgesetzt? Und was ist genau der Inhalt? Das Konzept, das dabei entsteht, ist wie ein Rezept. Also eine Art Anleitung, die beschreibt, wie produziert und distribuiert werden soll:

Je detaillierter ein Konzept ist, desto mehr hilft es den Programmschaffenden bei der Umsetzung.

Matthias Haemmerly, Programmentwickler bei SRF

Sobald die Produktionsphase beginnt, ist Matthias meistens nicht mehr von der Partie. Er brütet dann nämlich schon wieder eine nächste Idee aus.


Matthias Hämmerly arbeitet seit 2019 als Senior Entwickler in der Abteilung Unterhaltung für SRF und hat in dieser Funktion viele lineare und non-lineare Angebote mitgeprägt. In den nächsten Monaten nimmt Matthias innerhalb von SRF eine neue Aufgabe wahr: Er wechselt in den Direktionsbereich Herstellungsmanagement und übernimmt dort die Verantwortung für verschiedene Auftragsproduktionen und Programmeinkäufe.


Text: SRG Insider
Bild: zVg

Tags: berufsprofil job nachgefragt öpismitmedie

Kommentare

Lade Kommentare...
Noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar hinzufügen

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Danke für deinen Kommentar. Dein Kommentar wird moderiert und erscheint hier, sobald er freigeben wird.
Bei Freischaltung erhälst du ein Email auf {author_email}.