Meinungen

Auf der Suche nach dem Unterschied

Die Romands trinken oft und viel. Dafür sagen die Deutschschweizer zu allem «nein». Was meinen zwei, die es wissen müssen, über diese Clichés? Auf ein Bier mit den Korrespondenten Barbara Colpi und Rouven Gueissaz.

Feierabendbier. Apéro sozusagen. Apéro: Etwas, das die Westschweizer ein bisschen besser können als die Deutschschweizer, so sagt man. Wirklich...?
Rouven: «In Zürich ist es schon schwieriger spontan einen Apéro zu organisieren als in der Westschweiz. Beispiel. Ich: ‹Wollen wir heute Abend einen Apéro machen?› Andere Person: ‹Nein – heute kann ich leider nicht – vielleicht in einer Woche?› Mittlerweile ticke ich sogar selbst so. ‹Integration› in seiner Reinform.»
Barbara: «Die Romands sind viel kurzfristiger, flexibler, spontaner. Beispiel: An der grossen Planungssitzung der Info-Abteilung in Bern werden jeweils Themen für die nächsten 1.5 Wochen besprochen. Auch wir als Korrespondenten bringen da unsere Vorschläge. Einladungen für Pressekonferenzen kommen in der Romandie aber erst etwa zwei Tage vor dem Anlass. Gross vorausplanen kannst du da nicht.»

Rouven: «Ihr sprecht auch viel mehr darüber, wie man was machen muss und habt entsprechend viel mehr Sitzungen. Bei uns ist es eher so: Mach’ einfach. Etwas mehr Rock’n’Roll halt (lacht).»

Barbara: «Obwohl – eigentlich redet ja ihr viel mehr. Der Wortanteil in euren Sendungen ist viel höher. Zwischen 6 und 8 Uhr morgens kommt keine Musik. Da wird geredet. So viel Gerede würden die Deutschschweizerinnen und Deutschschweiz nicht ertragen (lacht).»

Rouven: «Und hier muss ich sagen: Im Vergleich zu den Franzosen ist das noch gar nichts (lacht).»

Rouven: «Aber jetzt hören wir mal auf mit diesen Unterschieden. Eigentlich sind wir doch gar nicht so anders. Und für alle, die das doch so sehen – egal ob in der West- oder in der Deutschschweiz – für die sind wir da.»

Barbara: «Wir wollen Brücken bauen und Clichés abschaffen.»

Rouven: «Ganz ehrlich: Für mich sind die Beiträg, die das bewirken, wirklich die besten und schönsten.»


Barbara Colpi ist seit April 2016 Korrespondentin für Radio SRF in der Westschweiz – Rouven Gueissaz ist seit 2011 Korrespondent für Radio RTS in Zürich. Sie kennen sich aus ihrer Zeit bei Radio Fribourg. Barbara hat sich in Zürich nie zu Hause gefühlt – für Rouven ist die Stadt mittlerweile Heimat. Was Barbara in der Westschweiz irritiert: In Versoix (GE), wo sie vorübergehend (bis zu ihrem Umzug nach Lausanne) gewohnt hat, gibt es keine Abfallsackgebühren. Rouven fährt ab und zu an Orte, die für ihn ziemlich weit weg sind, einfach weil die Redaktion in Lausanne die Deutschschweizer Dimensionen vergisst.


Text: Laura Verbeke
Bilder: Laura Verbeke

Tags: korrespondent solidaritaet sprachregionen zusammenhalt

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