Behind the Scenes

«Beziehungsstatus: Es ist kompliziert» – ein philosophischer Recap

Wie haben sich Beziehungsformen im Laufe der Zeit verändert? Was braucht es für eine funktionierende Beziehung? Und wie lange soll man in einer Beziehung ausharren, die einem nicht gut tut? Über Fragen wie diese wurde bei der zweiten Ausgabe von «Bleisch & Bossart Live» fleissig philosophiert und diskutiert. Wir waren vor Ort dabei und haben ein paar Insights für dich aufgeschnappt.

Barbara Bleisch und Yves Bossart mit Felizitas Ambauen auf der Bühne für «Bleisch & Bossart live»

(Nicht)-Beziehungen, Liebe, Vorurteile und Idealvorstellungen – im ersten Teil des Programms widmeten sich die beiden SRF-Philosoph:innen Barbara Bleisch und Yves Bossart dem Thema aus philosophischer Sicht.

Im zweiten Teil stiess Psycho- und Paartherapeutin Felizitas Ambauen, bekannt durch den Podcast «Beziehungskosmos», auf der Bühne dazu.

Und auch das Publikum brachte sich mit Fragen aus der «Nasty Questions»-Fragebox in die Diskussion mit ein. In der Pause, sowie vor und nach der Veranstaltung blieb zudem genügend Zeit, um bei fancy Drinks, Pizza und Popcorn die philosophischen Gespräche mit den Podiumsgästen und den anderen Teilnehmer:innen weiterzuführen.

Beziehungsformen früher vs. heute

Egal ob single oder in einer Beziehung, polyamor oder monogam, Affäre, Dating oder Cruising: Beziehungsformen sind heute dank wachsender Akzeptanz und Offenheit vielfältiger denn je. Diese Vielfalt an neuen Formen ist wichtig und war längst überfällig, und doch wird das Thema Beziehungen dadurch nicht unbedingt einfacher, wie die Psycho- und Paartherapeutin Felizitas Ambauen zugibt.

Barbara Bleisch stimmt zwar zu, dass es eine Veränderung in der Gesellschaft hin zu freierer Liebe gibt, finder aber, dass man es mit dieser Annahme auch nicht zu sehr übertreiben sollte, denn: Menschen hatten beispielsweise auch früher schon Flirts und Affären. Die romantische Zweierbeziehung, wie sie heute oft in Filmen, Musik und anderen Medien dargestellt wird – war früher gar nicht so üblich, wie man vielleicht denkt.

Was erhoffen wir uns von Beziehungen?

Doch was suchen wir eigentlich in der Liebe? Geborgenheit? Sicherheit? Etwas Grösseres als man selbst? Felizitas Ambauen stellt klar, dass es kein Beziehungssystem gibt, welches zu jedem Zeitpunkt jedes Bedürfnis abdeckt. Und so wie wir vielleicht manchmal bei der Arbeit denken, dass es doch bei diesem oder jenen Job noch schöner wäre – ohne dass man gleich den Job kündigt – sollte man auch in der Liebe Sehnsüchte, Bedürfnisse und Impulse haben dürfen. Aber, wie Felizitas ergänzt: Wir sollten ihnen nicht immer gleich nachgeben, sondern zuerst darüber reflektieren.

Je länger man mit jemandem zusammen ist, desto wichtiger wird neben den Facetten des Partners oder der Partnerin auch die gemeinsam erlebte Geschichte. Denn oft vergessen wir, dass Liebe auch Arbeit ist, und lösen eine Beziehung auf, sobald es bizzli anstrengend wird. Yves Bossart findet sogar: gerade Krisen machen Beziehungen umso stärker.

Was braucht eine Beziehung?

So unterschiedlich die Ansichten der Teilnehmenden auch waren, in einem Punkt schienen sich die meisten einig zu sein: Eine gelingende Beziehung braucht Kommunikation. Gemäss Felizitas Ambauen muss das aber nicht immer zwingend verbale Kommunikation sein. Manchmal ist Schweigen besser. Gerade Pärchen, die in Krisen stecken, rät die Psycho- und Paartherapeutin auch mal, das Reden beiseitezulegen und stattdessen gemeinsam etwas zu tun, wie zum Beispiel Unkraut jäten. Denn manchmal entfernt man sich durch das Reden von sich selbst und legt den Fokus zu sehr auf das Gegenüber, anstatt wirklich zu spüren, was gerade los ist.

Wann sollte man einen Schlussstrich ziehen?

Auf Barbaras Frage, ob es denn in einer Beziehung auch No-Go's gibt, meint Felizitas: nicht offen zu sein für die Perspektive des Gegenübers. Und auf die Frage aus dem Publikum, wie man denn merkt, dass eine Beziehung wirklich nicht passt, anwortet Felizitas, dass sie das bei ihren Klient:innen dann merkt, wenn diese nicht mehr aufeinander eigehen, sondern, wenn überhaupt, nur noch auf sich selbst schauen. Auch bei sich selbst kann man nur mit Selbstbeobachtung, Mut und Offenheit für Gespräche herausfinden, ob es noch passt.


Willst du beim nächsten «Bleisch & Bossart live» vor Ort dabei sein und mitphilosophieren? Wir informieren dich auf Instagram, wenn es soweit ist. Stay tuned!


Text: SRG Insider
Bild: SRF/Oliver Hochstrasser

Tags: basel diskussion event liebesleben live philosophie publikum veranstaltung

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