Behind the Scenes

«Nachgefragt»: So entsteht der Musikmix von Radio SRF 3

Am Morgen beim Zähneputzen, im Auto oder im Hintergrund am Arbeitsplatz. Viele beginnen ihren Tag mit Musik aus dem Radio. Wir haben bei Radio SRF 3 nachgefragt, wie denn ihr Musikmix entsteht und dabei auch herausgefunden, warum in der Früh andere Musik läuft als am Wochenende und was bei einem Playlist Meeting alles besprochen wird.

Kiste voll mit CDs

Den ganzen Tag Musik hören und sich von neuen Interpreten inspirieren lassen – wer von uns würde das nicht auch wollen. Für die Musikredaktoren klingt das nach Alltag, schliesslich sind sie es, welche bestimmen, was für Musik wir den Tag über auf die Ohren bekommen. Welcher Song wird in die SRF-3-Playlist aufgenommen und welcher wird von den Redaktoren aufs Abstellgleis gestellt? Dieser Frage geht man im Studio Brunnenhof in Zürich jede Woche in einem circa vierstündigen Playlist Meeting und täglichen Gesprächen in der Redaktion nach.

Michael Schuler. Mann mit kurzen schwarzen Haaren, Hemd und Jacket

Musik wird kategorisiert

«Es gibt jede Woche rund 50 neue Titel, welche wir uns im Playlist Meeting anhören und entscheiden, ob und wie wir sie auf SRF 3 einsetzen», erklärt der Leiter der SRF-Fachredaktion Musik (Pop/Rock) Michael Schuler. Diese neuen Songs werden der Redaktion entweder von den Labels und Künstlern zugestellt, oder von den Redaktoren auf Online-Plattformen entdeckt. «Neu auf die Playlist kommen wöchentlich allerdings nur zwischen fünf und sieben Songs», so der Musikexperte. Hinter dem ganzen Musikprogramm der Radiostationen steckt eine grosse Datenbank, welche nach bestimmten Kriterien für jeden Tag einen Musikvorschlag macht und alle gespielten Songs abspeichert, «sozusagen unser digitales Gedächtnis», erklärt Schuler. Dieser Vorschlag wird dann von der Redaktion auf Tagesaktualitäten – wie Sommeranfang, Wettersituation, Weltgeschehen usw. – angepasst und weiter verfeinert.

Die Datenbank bedient sich aus unterschiedlichen Musikkategorien. Neu erschienene Songs werden beispielsweise in Neuheiten-Kategorien eingeordnet. Nach einer gewissen Zeit werden diese in «Back-Catalogue»-Kategorien verschoben oder ganz aus dem Programm genommen. Neben diesen Einordnungen gibt es aber auch Attribute wie Musikstil und Tempo, welche zu jedem Song vermerkt werden. Die Datenbank wählt also abwechslungsweise Stücke aus verschiedenen Kategorien aus, um einen durchmischten Musikmix zu erhalten.

Musik ist tageszeitabhängig

Der Musikmix unterliegt aber auch bestimmten Regeln, zum Beispiel in welchen Abständen derselbe Titel wieder gespielt wird. Natürlich gibt es noch weitere Regeln, «es ist aber nicht so, dass ein Roboter unsere Tagesmusik zusammenstellt, schliesslich ist das die Aufgabe des Redaktors», betont Schuler und fährt fort: «Beim Playlist Meeting selbst wird jeweils viel diskutiert und von den anwesenden Musikredaktoren müssen auch nicht immer alle gleicher Meinung sein.»

«Zuerst wird beim Meeting deshalb die aktuelle Playlist durchgegangen und angepasst. Welcher Song soll in eine andere Kategorie verschoben werden? Welche kommen in spezielle Rotationen und welche sind für eine Morgensendung überhaupt nicht geeignet?», erzählt Schuler und öffnet dabei das Musikprogramm, welches zeigt, zu welchen Zeiten ein einzelner Song gespielt wurde. Wird ein Stück am Montag um 9.10 Uhr gespielt, wird es in den kommenden Tagen nicht wieder zur selben Zeit über den Äther laufen. «Viele hören oft zur gleichen Zeit Radio, mit dieser Regel verhindern wir, dass unsere Hörer dasselbe Lied zur gleichen Zeit hören.»

«Neben der eigenen Intuition geben uns auch Marktforschungsdaten spannende Impulse. So zum Beispiel können wir uns mit einem Song, der auch bei vielen anderen Stationen läuft, nicht mehr stark profilieren, und wir überlegen uns, welche Funktion der Song in unserem Programm haben soll», so Schuler. Am Ende ist jedoch klar: Damit ein Song aufgenommen wird, muss er ins Programm und Konzept von Radio SRF 3 passen und die geforderte musikalische Qualität mitbringen. Und: Schweizer Songs haben bei der Auswahl von Neuaufnahmen in die Playlist meistens den Vorrang.

Text: Lorenz Zahler
Bilder: CD-Box in der Musikredaktion (SRF/Thomas Züger), Michael Schuler im Radio SRF 3 Studio (Lorenz Zahler)

Bild Autor*in Autor Lorenz Zahler
Lorenz (25) studiert Architektur im 3. Semester an der Hochschule Luzern. Wenn er neben all seinen Modellen und Zeichnungen Zeit findet und Musse hat, schaut er für SRG Insider hinter die Kulissen von SRG und SRF.
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Lorenz Zahler
Tags: musikredaktor radiosrf3 schweizermusik

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