Behind the Scenes

«Was macht eigentlich...» ein/e Auslandkorrespondent/in?

Ein Netz von erfahrenen Journalistinnen und Journalisten berichtet für Schweizer Radio und Fernsehen aus allen Ecken der Welt. Ob Wahlen, Katastrophen, Kriege oder Sportevents – sie sind «vor Ort» und bringen uns die Welt ein Stück weit nach Hause. Wie funktioniert die Auslandberichterstattung bei SRF? Und was muss man mitbringen, um bei SRF Auslandkorrespondent/in zu werden?

Trotz relativ grosszügigem Budget, wäre es undenkbar, die ganze Welt mit «eigenen Leuten» abzudecken, so Martin Durrer, Chef der Auslandredaktion von Radio SRF. Der Fokus liegt daher auf der unmittelbaren Nachbarschaft – Europa. Auf jedem Kontinent ist Radio SRF aber mit mindestens einer Person vertreten. Insgesamt sechzehn solche Korrespondentinnen und Korrespondenten sind für Radio SRF dauerhaft im Einsatz. Das Fernsehen hat eine eigene Auslandsredaktion mit dazugehörendem Netzwerk. Korrespondenten leben in der Region, aus der sie berichten, und bleiben während vier bis sechs Jahren vor Ort.

Bye bye Schweiz

Wird eine der Stellen frei, ist es nicht immer einfach, diese wieder zu besetzen. Speziell die Stellen in weit entfernten Regionen wie Asien und Indien stellen sehr spezielle kulturelle und sprachliche Anforderungen. Hinzu können familiäre Hindernisse kommen, beispielsweise wenn die Partner der Korrespondenten selbst eine berufliche Karriere verfolgen und diese abbrechen oder umstellen müssten, um den Korrespondenten ins Ausland zu folgen.

Früher gab es bei SRF – damals noch DRS – sogenannte «Reisekorrespondenten». Diese hatten ihren Sitz in der Schweiz und pendelten regelmässig in ihre Berichtsgebiete. Bis vor ungefähr zehn Jahren gab es beispielsweise einen solchen «Reisekorrespondenten» für Asien. Dies, so Durrer, ist angesichts der schnell wachsenden Bedeutung von Asien heute nicht mehr praktikabel. Wer sich also für so eine Stelle bewirbt, muss sich bewusst sein, dass er oder sie die Schweiz für lange Zeit zurücklassen muss.

Kein Kuschelberuf

Hinzu kommt, dass man als Auslandkorrespondent überwiegend auf sich alleine gestellt ist und oft unter grossem Zeitdruck arbeiten muss. «Dieser Job endet nie, du bist 7 Tage 24 Stunden im Dienst», beschrieb Stefan Reinhart, TV-Deutschlandkorrespondent, in einem Interview im SRF-Intranet seine Arbeit. «Man muss darauf achten, seine seelischen und körperlichen Leistungsgrenzen nicht zu überschreiten. Diesbezüglich spüre ich auch viel Rückhalt meiner Chefs in Zürich», so Reinhart weiter.

Am höchsten sind die Ansprüche an Reporter, die aus Kriegs- und Krisengebieten berichten. SRF legt die Latte für solche Einsätze sehr hoch. Folgende Eigenschaften müssen laut Martin Durrer Journalisten zwingend mitbringen, um für solche heiklen Einsätze infrage zu kommen: Grosse Erfahrung, möglichst als Korrespondent, Erfahrung in unwegsamem Terrain, gutes Urteilsvermögen, Erfahrung als Berichterstatter in allen Lebenslagen – auch bei grosser Hitze, Stürmen, Kälte, wenig Schlaf und Stress aller Art, Sicherheit im Umgang mit technischen Problemen, starke Nerven und Improvisationsfähigkeit. In Krisengebieten verlangt SRF Terrainkenntnisse und Kenntnisse der politischen Lage. Spezifische Sprachkenntnisse hingegen sind von Vorteil, aber längst nicht immer zwingend.

Sonderfall Sonderkorrespondent

Ergänzend zum Korrespondentennetz arbeiten die Journalistinnen und Journalisten auf der Auslandsredaktion in Bern nach dem «Dossierprinzip»: Das heisst, sie beobachten jeweils eine Anzahl spezifischer Länder oder Regionen, für die sie zuständig sind. Sie berichten überwiegend aus Bern, reisen aber möglichst häufig in «ihre» Regionen, für die sie verantwortlich sind und können, wo nötig, auch die Korrespondenten im Ausland vertreten.

«Sonderkorrespondenten» kommen immer dann zum Einsatz, wenn weder die Auslandredaktion, noch die «normalen» Korrespondenten über ein Ereignis berichten können. Zum einen geschieht dies bei unvorhergesehenen Ereignissen in einem Land, in welchem SRF nicht mit einem Korrespondenten vertreten ist. Dies sind beispielsweise Umwelt-Katastrophen, politische Umwälzungen und Konflikte. Oder aber es sind planbare Ereignisse – Wahlen, Sportereignisse und Ähnlichem – in Ländern, die durch das Netzwerk nicht abgedeckt werden.

Der Zusatz «Sonder» bezeichnet also den Umstand, dass es sich nicht um einen regulären, festen Korrespondenten handelt und dass die Einsätze in der Regel kurzfristig und einmalig sind. Für Martin Durrer ist das Wort «Sonderkorrespondent» übrigens ein sprachliches Unding. Ebenso korrekt – und für alle verständlich – wäre eine andere Bezeichnung: Reporter.


Text: Oliver Fuchs (erstmals publiziert am 15.1.2014)
Quelle: Martin Durrer, «LIVE»-Bericht «Wie wird man Auslandkorrespondent bei SRF?»
Bild: Screenshot/SRF

Tags: korrespondent krise wasmachteigentlich

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