«Herangezoomt»: Ein paar Insights aus Washington

Am 3. November 2020 stehen sie wieder an: Die Präsidentschaftswahlen in den USA. Schon klar, häufen sich dann auch die Nachrichten dazu auf allen Vektoren. Mittendrin in dieser Informationsflut: SRF-Auslandkorrespondent Peter Düggeli. Uns hat er in einem virtuellen Talk mehr über seinen Beruf in den Vereinigten Staaten erzählt und dazu ein paar spannende Fakten auf den Tisch gelegt.

«Herangezoomt» aus dem weiten Westen

Auslandjournalistinnen und Auslandjournalisten wie Peter Düggeli, die fürs Fernsehen arbeiten, brauchen vor allem drei Dinge: Top Skills im fernsehjournalistischen Handwerk, einen super Leistungsausweis in der Berichterstattung und mega gute Kenntnisse des jeweiligen Landes.

In Wahlkampfzeiten sind diese Qualitäten umso mehr gefragt, wie wir bei der Online-Veranstaltung «Herangezoomt» der SRG Zürich Schaffhausen erkennen. Aber Peter Düggeli weiss bereits aus eigener Erfahrung, wie diese heisse Phase in den Medien abläuft – schliesslich berichtet er schon seit 2015 für SRF aus Washington.

Obwohl die letzten Schlagzeilen über Donald Trump nicht gerade die Schoggiseite der USA zum Vorschein bringen, ist für Peter Düggeli das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein aussergewöhnlich schönes Gebiet:

Ich liebe die Schweiz und die USA. Auch wenn ich Vergleiche zwischen den beiden Ländern mache, heisst es nicht, dass ich weniger Respekt gegenüber einer der Gesellschaften oder einem der Systeme habe.

Peter Düggeli, USA-Auslandkorrespondent bei SRF

Das kleine ABC der US-Präsidentschaftswahlen

In der Schweiz ist alles ein bizzli anders mit der Demokratie und so. Unser Regierungsoberhaupt ist im Moment eine Präsidentin und sie muss nach einem Jahr den Stuhl räumen. Der Turnus im Bundesrat will es so. Zudem wählt die vereinigte Bundesversammlung den Bundesrat. Und: bei uns findet der Wahlkampf nicht mittels TV-Spots statt – politische Werbung ist im Schweizer TV nämlich ein No-Go.

In den USA hingegen, bashen sich die Kandidat/innen während dem Wahlkampf in Werbespots. Und was da finanziell reingebuttert wird, verfolgt das Stimmvolk etwa so akribisch wie die Börsenkurse. «Geld ist Macht» – dieses Sprichwort ist in den USA nicht wegzudenken. Ob eine Kandidatin oder ein Kandidat von der Partei überhaupt zugelassen wird, hängt also auch damit zusammen, wie viel Geld er oder sie für den Wahlkampf auftreiben konnte.

Wie wird in den USA eigentlich gewählt?

Wählen an sich ist in den USA kompliziert und für Leute in unseren Breitengraden vielfach auch bizzli unlogisch. Alle, die wählen wollen, müssen sich nämlich vor jeder Wahl neu registrieren und erhalten erst dann ihre Unterlagen. Wenn sie ihre Stimme abgeben, bekommt diese nicht eine Kandidatin oder ein Kandidat direkt, sondern die Wahlmänner und -frauen der einzelnen Staaten. Diese sind zahlenmässig so aufgeteilt, dass auch die kleineren, bevölkerungsärmeren Regionen, welche oft konservativ sind, eine Stimme erhalten. So wird sichergestellt, dass nicht die grossen Ballungszentren an den Küsten alleine den Ton angeben können.

Meinungsbildung in der Echokammer

Die Rolle der Medien in der US-amerikanischen Demokratie sei zentral, erklärt uns Peter Düggeli. Das Mediensystem ist von grossen privaten Netzwerken geprägt, die oft aus ihrer politischen Haltung keinen Hehl machen. Für die Durchschnittswählenden, die ab und zu auf dem Weg zur Arbeit Radio hören oder hie und da mal durch eine News-Sendung zappen, sei es also sehr schwierig, sich eine ausgewogene Meinung zu bilden, meint Peter Düggeli. Die Medienhäuser verbreiten bewusst eine politische Richtung. Und es gehe sogar so weit, dass die Moderator/innen der verschiedenen Sender – egal ob demokratisch oder republikanisch – bewusst eine voreingenommene Haltung einnehmen würden. Und auch die Gäste, die dabei zu Wort kommen, haben die gleiche Meinung. Dies führt dazu, dass sich Echokammern bilden: Eine Kammer, welche die einseitigen Meinungen wie ein Echo verstärken, die sich in dieser Kammer befinden. Peter Düggeli sieht dies als ein grundlegendes Problem in Bezug auf die US-Wahlen.

It’s Drama-Time

Wie es genau mit Trumps Covid-Krankheit aussieht oder ob bei den Wahlen wirklich geschummelt wird, wie es Donald Trump behauptet, darüber kann nur spekuliert werden. Trump mobilisiere mit seiner Dramatik seine Wählerinnen und Wähler, gleichzeitig nehme er in Kauf, dass er andere damit abschrecke, schildert Peter Düggeli.

Mit Spekulationen ist Peter Düggeli sehr zurückhaltend und gibt nur Informationen ans Schweizer Fernsehen weiter, für welche er Beweise findet.

In den USA tummeln sich Verschwörungstheorien: Immer, wenn jemand etwas macht oder sagt, gibt es irgendwelche Theorien dahinter, was daran falsch sein könnte.

Peter Düggeli, USA-Auslandkorrespondent bei SRF

Biden oder Trump?

Obwohl Peter Düggeli tiefe Einblicke in die Welt der US-amerikanischen Politik liefert, kann auch er die Frage aller Fragen nicht mit Sicherheit beantworten: Amtsinhaber Donald Trump oder Joe Biden, Vizepräsident unter Barack Obama? Tendenzen, wer für die nächsten vier Jahre das «Oval Office» im Weissen Haus besetzt, kann er zwar ausmachen – aber dennoch ist das Rennen völlig offen. Wie das Ganze ausgeht, darüber hält dich SRF in verschiedenen Sondersendungen auf dem Laufenden.

Text: Valentina Scheiwiller
Bild: SRF

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