Im Ideenlabor von SRF Forward

Gelbe, blaue und rosa Post-its kleben an den Fenstern. Ganz hinten im Büro steht ein gemütliches graues Sofa. An den Wänden hängen Poster, Fotos und eine Weltkarte. Und an den sechs Arbeitsplätzen wird fleissig konzipiert, geschnitten und diskutiert. Aber welche Gesichter stecken eigentlich hinter dem grossen weissen «F» auf pinkem Grund? Wir waren zu Besuch bei der Redaktion von SRF Forward.

Warum wissen wir als Gesellschaft wenig darüber, wie Nutztiere gehalten werden? Wie verändert das Coronavirus die Gesellschaft? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich das Redaktionsteam von SRF Forward tagtäglich. In Form von Webvideos werden jungen Erwachsenen Hintergründe und Einordnung zu grossen Themen geboten. «Wir haben festgestellt, dass bei jungen Leuten zu gewissen Themen ein grosser Diskussions- und Informationsbedarf besteht.», erklärt Sara Maria Manzo. Sie leitet das fünfköpfige Redaktionsteam, welches seit Anfang Jahr unter dem Namen SRF Forward auftritt. Nigelnagelneu sind der Name und das pinkfarbene Logo.

Von «Nouvo» zu «Forward»

Das Team in dieser Konstellation gibt es seit einem Jahr. Der neue Name kommt nicht von ungefähr, sondern entstand aus einer Weiterentwicklung von «Nouvo»; ein nationaler SRG-Brand, der im Frühjahr 2016 von RTS in der Westschweiz ins Leben gerufen wurde. Im vergangenen Jahr hat die Redaktion vieles getestet, mit dem Format experimentiert und ihm eine inhaltliche Neuausrichtung verpasst.

Wir wollten einen Namen, der stärker aufgreift, was wir im Kern mit dem weiterentwickelten Angebot bieten.

Sara Maria Manzo, Redaktionsleiterin SRF Forward

Das weiterentwickelte Angebot sollte auch gleich einen neuen Namen bekommen. Denn «Nouvo» stammt aus der französischen SMS-Sprache und ist die Kurzform von «nouveau» («neu»). Für das deutschsprachige Online-Publikum von SRF war der Name nicht nachvollziehbar, auch die korrekte Aussprache machte Mühe (gesprochen: Nuvo). Und: «Wir wollten einen Namen, der stärker aufgreift, was wir im Kern mit dem weiterentwickelten Angebot bieten», sagt Sara.

Jetzt steht drauf, was drin ist

Und so führte eines zum anderen. Mit der bestehenden Instagram-Community wurde spielerisch der neue Name in Form eines Rätsels vom Team enthüllt: Buchstabe für Buchstabe, während einer ganzen Woche. Nun steht auch wirklich drauf, was drin ist. Mit Forward will die Redaktion junge Menschen mit Einordung weiterbringen und ihnen Lösungsansätze für komplexe Sachverhalte aufzeigen.

Die Redaktion wird nun in der Startphase eng von der Formatentwicklung von SRF News begleitet. Auch organisatorisch gehört Forward zur Information, arbeitet jedoch autonom vom Bereich Aktualität. Bei der Themenwahl lassen sich Sara und ihr Team in ihren Webvideos vor allem auf Fragen ein, die sich ihre Zielgruppe stellt und die in ihren Lebenswirklichkeiten eine hohe Relevanz haben. So zum Beispiel Wohnungsmangel, ökologisch produzierte Mode, Drogenkonsum, oder das eigene Flugverhalten. Inputs von aussen – unter anderem von der Community – fliessen mit in die Themenwahl ein.

Meinungsjournalismus ist ein No-Go

Aber auch das persönliche Interesse der Redaktionsmitglieder spielt eine Rolle, die Neugierde ist ein wichtiger Antriebsmotor: Lukas hat sich zum Beispiel mit Tierhaltung und Fleischkonsum beschäftigt; Stefanie mit verschiedenen Genderfragen; Pascal hat analysiert, wo sein Plastikmüll landet und Michelle hat ein Video zum Thema «Depression auf Instagram» produziert. Auch das persönliche Erzählen und Auftreten der Redaktorinnen und Redaktoren im YouTube-Video sei ein wichtiger Aspekt, betont Sara: «So werden wir nahbarer. Es sollen nicht Spezialisten mit breitem Fachwissen berichten, sondern Pascal, Michelle, Lukas oder Stefanie», präzisiert sie.

Trotz dieser Personalisierung habe es oberste Priorität, dass sie als Journalistinnen und Journalisten nicht ihre eigene Meinung einfliessen lassen. Denn so würden sie ihre Community in der Meinungsbildung beeinflussen, stellt Sara klar. SRF Forward betreibt keinen Meinungsjournalismus, vielmehr geht es um einen erzählerischen, persönlichen Zugang zu einem Thema. «Wir berichten nicht, sondern erzählen Geschichten. Dadurch sind die Leute gewillter, sich mit unseren Inhalten zu beschäftigen», so Sara. Und die Leute schauen sich nicht nur die Videos an, sondern bringen ihre Meinung zu den Inhalten auch aktiv mit ein. Und das ist auch gut so, denn «Journalismus ist Austausch» ist sich Sara sicher. Dass Fragen aus der Community zu beantworten und sachgerecht auf Kritik einzugehen, einen grossen zeitlichen Aufwand für den jeweiligen Autor des Inhalts bedeutet, wird dabei in Kauf genommen.

Wir berichten nicht, sondern erzählen Geschichten. Dadurch sind die Leute gewillter, sich mit unseren Inhalten zu beschäftigen.

Sara Maria Manzo, Redaktionsleiterin SRF Forward

Von A bis Z

Genauso viel Arbeit wie im Community-Management steckt auch in der Produktion der YouTube-Videos. «Die Animationen machen einen grossen Teil der Produktionszeit aus», so Lukas, der sich auf diesem Gebiet gut auskennt. Bevor das Material aber am Computer arrangiert und geschnitten wird, muss es in den Archiven, Bild- und Grafikdatenbanken recherchiert werden. Undes müssen die moderativen Elemente aufgenommen werden. Als Schauplatz für die Videos dient meist das eigene Büro. Steht ein Dreh an, so wird ein mobiles Filmset rund ums Sofa aufgebaut: Die Szene wird mit Licht von mindestens zwei Seiten ausgeleuchtet, Kameras sind auf den Host gerichtet.

In ständigem Wandel

Als Teamleiterin ist Sara bei der Entstehung jedes Videos involviert – und steuert auch eigene Beiträge bei, wenn es die Zeit zwischen Führungsaufgaben, Abnahme von Storyboards und Planung zulässt. Ist mal keine Idee für eine Geschichte vorhanden, so wird das ganze Team an den grossen Sitzungstisch zum Brainstorming zusammengetrommelt. «Wir versuchen recht frei in einer grösseren Runde zu brainstormen, da sitzen auch die jungen Kolleginnen und Kollegen von der Formatentwicklung mit dabei», sagt Sara. Diese Themenideen werden gesammelt und können dann zu einem späteren Zeitpunkt als Inspirationsquelle für eine mögliche Geschichte dienen. Auch das Experimentieren mit anderen Herangehensweisen findet seinen Platz. Das Format SRF Forward ist in ständigem Wandel und das Team wird auch weiterhin mit kreativen Methoden die Essenz aus Geschichten herausholen.

Disclaimer: Dieser Beitrag ist vor den Covid-19-Massnahmen des Bundes entstanden.

Text: Jan Müller
Bild: SRF/SRG Insider

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