Wie Medien zur Integration beitragen können
Integration und Medien – eine Beziehung, die viele Chancen, aber auch viele Risiken birgt. Wie können Medien etwas zur Integration von Ausländerinnen und Ausländern beitragen? Wo sind die Schwierigkeiten? Und wie engagiert sich die SRG?
Das Wichtigste in Kürze:
- Beiträge in Medien sollten in einfacher Sprache verfasst sein, damit sie jede und jeder versteht
- Kulturell diverse Redaktion wissen mehr über die Bedürfnisse ihrer Nutzerinnen und Nutzer
- 25% der Schweizer Bevölkerung kommt aus dem Ausland – das soll auch in den Medien repräsentiert werden (z.B. bei den Moderatorinnen und Moderatoren)
- In der Schweiz gibt es wenig Medien, die für Migrantinnen und Migranten konzipiert sind
Andreas Räss ist Integrationsdelegierter in Basel-Stadt und nimmt Integration vor allem als Gelegenheit für gegenseitiges Wachsen wahr, für Bildung und Begegnung.
Wir müssen der Integration auf Augenhöhe begegnen, denn sie ist das Normalste auf der Welt.
Andreas Räss, Integrationsdelegierter Basel-Stadt
Dabei ist die Sprache die Basis einer jeder gelungenen Integration: Wer die Sprache beherrscht, dem fällt das Leben in allen Bereichen leichter. Da können Medien beispielsweise helfen, indem sie Beiträge in einfach verständlicher Sprache produzieren.
Was Schweizer Journalisten fehlt?
Eine andere Möglichkeit ist die Information in der eigenen Sprache, so, wie es bei swissinfo.ch der Fall ist. Peter Schibli ist Direktor dieser Online-Plattform der SRG, die auf internationaler Ebene über die Schweiz informiert. «Internationale, Auslandsschweizer und Expats bilden unsere Zielgruppe», erklärt Schibli. Auch die Redaktion selbst ist sehr international: Die Mitarbeiter stammen aus 15 verschiedenen Ländern, geschrieben wird in zehn Sprachen. Was kann eine solch kulturell diverse Redaktion bieten, was Schweizer Journalisten fehlt? «So einiges», betont Schibli.
Die Redaktorinnen und Redaktoren sind gut eingebunden in die eigene Community, haben ein starkes Netzwerk und wissen über Bedürfnisse der User/innen Bescheid, die ein/e Schweizer Journalist/in so nie erfahren würde.
Peter Schibli, Direktor SWI swissinfo.ch
Als Beispiel nennt er das Ballett, das für die Japaner/innen eine sehr grosse Bedeutung habe. «Berichte über Aufführungen und Wettbewerbe in der Schweiz werden in ganz Japan gelesen.»
Als Ergänzung dazu hat die SRG die App «together» entwickelt, die Integration spielerisch ermöglichen soll: In 7 Sprachen können Nachrichten gelesen und Quizfragen zum Leben in der Schweiz beantwortet werden. Die 20'000 Downloads sprechen für sich.
Keine systematische Diskriminierung
Neben dem für ist auch das über von grosser Bedeutung. Medien haben eine wichtige Rolle, wenn es um das Bild der Migrantinnen und Migranten in der Öffentlichkeit geht. «Gerade im Asylbereich und bei Muslimen ist es nicht einfach», so Räss. Eine systematische Diskriminierung könne er aber nicht erkennen. Das sei jedoch auch schwierig zu messen, da diese immer sehr subjektiv und mit Gefühlen verbunden sei. Wir Schweizer/innen seien zudem ein eher distanziertes Volk, da kann die «normale Skepsis» auch mal persönlich genommen werden. Räss fehlen seitens der Berichterstattung sachliche Dispute, andere Blickwinkel, Relativierungen von Situationen. Zudem fällt ihm auf, dass es im Fernsehen kaum Moderator/innen gibt, die offensichtlich einen Migrationshintergrund haben.
Wenn 25% der Schweizer Bevölkerung aus dem Ausland kommt, soll das auch repräsentiert werden.
Andreas Räss, Integrationsdelegierter Basel-Stadt
Schibli sieht das ähnlich: «Eine Migranten-Quote auf Zeit fände ich nicht schlecht.»
Ein Magazin für Ausländerinnen und Ausländer
Schibli und Räss weisen beide darauf hin, dass es wenig Medien gibt, die direkt für Migrantinnen und Migranten konzipiert sind – und daher für diese interessant sind. «Es muss gelingen, dass Schweizer Medien auch von Nichtschweizerinnen und -schweizern konsumiert werden», so Räss. Denn erst dann gelinge die Integration. Schibli ist da ähnlicher Meinung: «Es braucht ein Magazin für die ausländische Bevölkerung.» Zudem würde er mehr ausländische Angestellte begrüssen.
Text: Sonja Gambon
Bild: Pexels.com
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