«Die Kommentarspalte ist ein Minenfeld»

500 Kommentare. Jeden Tag. Jeder einzelne wird gelesen, kontrolliert und dann entweder veröffentlicht oder nicht veröffentlicht. Tönt arbeitsintensiv. Das weiss auch Raffaela Moresi, Redakteurin, Produzentin und Teamleiterin «Interaktion» bei SRF News und erklärt uns, wie sie mit der veränderten Kommentarkultur umgeht.

Veröffentlichung oder Nichtveröffentlichung, das ist hier die Frage

Ja, du hast richtig gelesen. Alleine auf der Website von SRF News kommen jeden Tag rund 500 Kommentare rein. Ein Viertel dieser Kommentare wird nicht veröffentlicht, weil dieser den Richtlinien von SRF nicht entspricht. Was für Richtlinien sind das aber?

1. Benutzerkonto

Bevor du überhaupt einen Artikel kommentieren kannst, muss du dich mit deinem richtigen Namen, deiner E-Mail und deinem Wohnort registrieren und ein Benutzerkonto anlegen. Danach kannst du so oft und so viel kommentieren, wie du möchtest.

2. Netiquette

SRF wünscht sich einen offenen und konstruktiven Austausch mit den Usern. Um eine respektvolle Diskussion zu gewährleisten, wird folgendes nicht toleriert:

  • Inhalte, die keinen Bezug zum jeweiligen Thema haben
  • Verallgemeinerungen, Unterstellungen oder Behauptungen, die sich nicht überprüfen lassen
  • Persönliche Angriffe jeglicher Art, Beleidigungen oder gezielte Provokationen
  • Diskriminierung aller Art wie beispielsweise aufgrund von Religion, Nationalität, Hautfarbe, sexueller Orientierung, politischer Gesinnung, Alter oder Geschlecht
  • Gewaltverherrlichende oder pornografische Inhalte
  • Kommerzielle oder politische Werbung
  • Rechtswidrige Inhalte

Alle helfen mit

Wenn diese Richtlinien verletzt werden, wird ein Kommentar nicht freigeschaltet. Wann dies der Fall ist, entscheiden die Redaktorinnen und Redaktoren selbst. Schulungen und morgendliche Feedbackrunden ermöglichen einen Austausch innerhalb der Redaktion und helfen bei Unklarheiten.

An Politik scheiden sich die Geister

Sei es Inlandpolitik (SVP vs. SP), Auslandpolitik (Trump, Russland, Israel) oder beides (Flüchtlingsdebatte): Politthemen generieren viele Kommentare. Viele dieser Kommentare sind negativ, grenzwertig oder können gar nicht erst veröffentlicht werden. Aber es gibt auch positive Rückmeldungen und konstruktive Kritik.

Ein Minenfeld aus Kommentaren

Bei SRF merkt man, dass sich die Kommentarkultur in den letzten Jahren stark verändert hat. Durch das Internet ist die Hemmschwelle, etwas zu kommentieren, extrem gesunken und so trifft auch Raffaela auf viele Hasskommentare:

«Es ist ein Problem, das viele Medienhäuser haben: Unflätige Kommentare haben massiv zugenommen. Wir dürfen das Feld nicht den Haters überlassen und müssen deutlich machen, dass wir solche Beiträge nicht tolerieren.»

Make the Kommentarspalte great again

Um die Qualität der Kommentare zu gewährleisten, öffnen andere Medienhäuser wie zum Beispiel die NZZ nur zu bestimmten Artikeln die Kommentarfunktion – eine Massnahme, welche bei SRF kein Thema ist. Raffaela: «Wir wollen offene Debatten und sind der Ansicht, dass wir dies als gebührenfinanziertes Unternehmen auch zu leisten haben.» Eine spannende Idee wäre das Vorbild NRK aus Norwegen, bei welchem man einen Artikel erst kommentieren kann, wenn man dazu einige Fragen beantwortet hat. Für die Qualität in den Kommentarspalten von SRF News sorgen folgende Massnahmen:

  • Benutzer-Konto und Netiquette: Die einfachste Massnahme stellt die Registrierung inklusive Befolgung der Netiquette dar. Für die meisten Kommentarschreiber ist dies auch kein Problem. Die ausführliche Netiquette findest du auf der Website von SRF.
  • E-Mails: Benutzer mit falschen Kontoangaben (z.B. offensichtliche Fake-Namen) werden kontaktiert und gebeten, sich korrekt anzumelden. Zusätzlich schreibt SRF News Kommentierende an, die wiederholt die Netiquette verletzen. Dabei werden die User darauf hingewiesen, dass sie sich zum Teil sogar strafbar machen oder werden gebeten, den Kommentar umzuschreiben.
  • Moderierend eingreifen: Wenn sich eine Diskussion in einer Kommentarspalte vom Thema wegbewegt oder zu eskalieren droht, greift SRF News moderierend ein und versucht, die Stimmung wieder zu beruhigen.
  • Kommentarfunktion abschalten: Wenn es bei einem Artikel zu viele Verstösse gegen die Netiquette gibt, wird in einem letzten Schritt die Kommentarfunktion komplett abgeschaltet und auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr geöffnet.

#esgibtmehralsdiewebsite

Bei Social Media ist das nochmal eine ganz andere Sache. Wie das Social Media Team von SRF News mit den unzähligen Kommentaren auf Facebook, Instagram und Twitter umgeht, könnt ihr schon bald auf SRG Insider lesen.

Text: Nina Meroni

Bild: Screenshot SRF News Website/nm

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