«DOK»-Produzenten: Zwischen Planung und Improvisation

Die Produzenten von «DOK» organisieren und planen ihre Drehs monatelang im Voraus. Trotzdem braucht es vor Ort oft Improvisationstalent, Nerven wie Drahtseile und gerne auch eine Portion Glück. Erfahre hier, was die «DOK»-Produzenten während der Dreharbeiten zu «12‘378 km Australien» alles erlebt haben.

70 Tage in einem kleinen Viererteam Australien erkundet und dabei ganze 12‘378 Kilometer zurückgelegt. Das Fazit dieses Abenteuers: vier Terabyte gefüllter Speicherplatz mit 120 Stunden Filmmaterial. Inzwischen sind Moderator Sven Furrer, Kameramann Sergio Cassini und die beiden Co-Produzenten der «DOK»-Serie «12‘378 km Australien» Patrick Schellenberg und Reto Vetterli wieder zu Hause. Seit drei Monaten beschäftigt sich das Team nun mit der Postproduktion.

Sechs Folgen à 42 Minuten wird das Publikum zu sehen bekommen. Im Vergleich zum Berg an Filmmaterial extrem wenig. Der Grund dafür sei die spezielle Machart dieser «DOK»-Serie, erklärt Schellenberg: «Die Idee war von Anfang an, dass wir die Serie sehr miterlebend und beobachtend filmen. Aus diesem Grund wurde Sven oft ins kalte Wasser geschupst, damit es auch wirklich spontan ist und nicht inszeniert.» Kameramann Sergio Cassini sei oftmals einfach hinter Furrer hergelaufen und habe mit der Kamera unentwegt gefilmt, um bloss keinen «Magic Moment» zu verpassen. Deswegen sei auch so viel Material entstanden, von welchem schlussendlich nur wenig verwendbar ist.

Ein Job, viele Funktionen

Was der Kameramann und der Moderator während den Drehtagen machen, ist klar. Aber was ist eigentlich Aufgabe der Produzenten den lieben langen Tag? «Jemand von uns überprüft während des Drehs jeweils alles, was Moderator Sven vor der Kamera erzählt.» Diese «Kontrolle» ist eine wichtige Aufgabe, da einem selbst Fehler oft nicht auffallen. «Wenn wir z.B. Namensverwechslungen erst am Schnittplatz bemerken würden, wäre das fatal», so Schellenberg. Denn: Gedreht ist gedreht. Da gibt es kein Zurück.

Im Fall von «12‘378 km Australien» war Schellenberg auch ab und zu als zweiter Kameramann im Einsatz. Vetterlis Spezialität war hingegen das Filmen mit Drohnen. Auch das Absichern von Drehmaterial und das Aufladen der Kamerabatterien gehörten zu ihren Aufgaben. Wenn Moderator Furrer und Kameramann Cassini endlich Feierabend hatten, ging die Arbeit für die beiden Produzenten also meist noch weiter. So organisierten sie in ihrer «Freizeit» oft noch Interviews, besuchten Drehplätze oder trafen potenzielle Protagonisten.

Nerven braucht der Produzent!

Denn trotz sechsmonatiger Vorbereitung: Bei einem «DOK» dieser Art seien nur etwa 60 Prozent tatsächlich planbar, betont Vetterli. «Doch von Hindernissen darf man sich nicht entmutigen lassen. Ganz im Gegenteil. Manchmal werden Hindernisse wie eine Autopanne oder Schwierigkeiten mit den Einreisepapieren einfach zum Gegenstand des Drehs», so Vetterli. Deshalb sei es wichtig, stets flexibel zu bleiben. «Beispielsweise kann es vorkommen, dass man lustige Leute in einem Pub trifft, die einem zu einer spannenden Geschichte verhelfen. Oder es passiert etwas völlig Unerwartetes, das dann Platz in der Serie findet.» Im Gegenzug falle dafür etwas Geplantes weg.

Denn bis zum tatsächlichen Drehtag könne man nie sicher sein, ob es wirklich klappt mit der Story. Vetterli nennt ein Beispiel: «Wir wollten mit einer Truckfahrerin einer Minenstadt drehen und alles schien perfekt – bis wir in der Stadt ankamen. Plötzlich wollte sie nicht mehr, weil ihre Firma wegen einem plötzlichen Zusammenbruch der Rohstoffpreise rund 2‘000 Leute entlassen musste. Da standen wir plötzlich ohne Interviewpartner da.»

Solche Erschwernisse kosten viel Zeit und machen die Kernkompetenzen von Produzenten einer solchen «DOK»-Serie deutlich: Nerven wie Drahtseile und grosses Improvisationstalent. Schellenberg dazu: «Du musst einfach damit leben können, dass vieles schief geht, kompliziert ist oder einfach ‹saublöd zämmechont› und das nicht nur einmal am Tag, sondern oft zwei, drei Mal.»

Text: Selina Berner
Bilder Galerie: Der Dreh von «12'378 km Australien» (© SRF)
Portrait: Die Produzenten von «12'378 km Australien», Patrick Schellenberg (links) und Reto Vetterli (rechts) (© SRF)

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