Digitale Gleichberechtigung? (Noch) nicht auf Wikipedia!
Auf Wikipedia besteht ein Gender-Content-Gap. Am 7. November fand deshalb zum dritten Mal ein Edit-a-thon «Frauen für Wikipedia» statt. Unsere «Junior Korrespondenten-Korrespondentin» Eva hat aus Kanada mitgeschrieben und fasst zusammen, wieso es den Edit-a-thon braucht und was die Events schon bewirken konnten.
Digitale Gleichberechtigung? Nicht auf Wikipedia!
Wikipedia hat ein Problem: Ein Gender-Content-Problem. Denn stolze 82% der Wikipedia-Biografien sind männlich, was bedeutet, dass nur 18% der Biografien über Frauen berichten. Ja verrückt, gell?!
Ich war schockiert, als ich diese Zahlen zum ersten Mal gehört habe. Es kann doch nicht sein, dass auf der wichtigsten Informationsplattform der Welt veraltete Geschlechter Stereotype einfach weiterleben und zwar noch so krass ausgeprägt! Übrigens: Der Gap entstand nicht, weil es so viel mehr tolle Männer als Frauen gibt. Nein, Frauenbiografien werden auf Wikipedia einfach öfters gelöscht, weil sie (von männlichen Editoren) als nicht relevant empfunden werden – grrr!
Edit-a-thon «Frauen für Wikipedia»
Und gleich da, als ich mich einmal mehr über dieses Patriarchat aufregen wollte, flüsterte mir eine Engelsstimme «Edit-a-thon» zu. Wohoo – es gibt also doch noch Hoffnung für Wikipedia und den bestehenden Gender-Content-Gap.
Am Edit-a-thon wird sofort etwas bewegt und die Welt wird gleich ein bisschen ausgewogener.
Patrizia Laeri, Mitinitiantin Edit-a-thon
Am Edit-a-thon «Frauen für Wikipedia» treffen sich Frauen (und auch Männer) und hauen gemeinsam in die Tasten. Das Ziel: Auf Wikipedia so viele Frauenbiografien wie nur möglich erfassen und den Gap so Schritt für Schritt schmälern.
Am 7. November 2019 fand zum dritten Mal ein Edit-a-thon statt. Dieses Mal ging der Event sogar global. Neben Zürich schrieben Korrespondentinnen in Moskau, London, Washington, Berlin und Buenos Aires fleissig neue weibliche Wikipedia-Biografien.
Zusätzliche Unterstützung aus Kanada
Auch ich war beim Edit-a-thon aus Kanada mit dabei und habe fleissig mitgeholfen, mehr Frauen auf Wikipedia zu repräsentieren. Um eine Biografie auf Wikipedia zu verfassen, braucht man (und Frau) nämlich nichts anderes als einen Laptop, funktionierendes Internet und bizzli Zeit.
In knapp vier Stunden habe ich vier Biografien geschafft. Insgesamt haben wir am 7. November rund 90 neue Biografien erfasst: ein neuer Rekord für den Edit-a-thon. Alle drei Events zusammen erbrachten übrigens schon über 200 neue Frauen-Biografien auf Wikipedia. Der nächste Event ist bereits geplant und findet am 30. April 2020 statt.
Zwar ist es noch ein langer Weg bis Frauen auf Wikipedia gleich oft vorkommen wie Männer, aber jede Biografie repräsentiert eine Frau mehr und hilft so den enormen Gap zu schliessen. Der Edit-a-thon ist also genau so ein Event, wo man bequem von zu Hause aus gleich etwas bewirken kann – TOLL!
Übrigens: Hast auch du das Gefühl, du gehörst auf Wikipedia, oder kennst du jemanden, der auf jeden Fall einen Eintrag verdient hätte? Dann melde die entsprechende Frau für einen Wikipedia Eintrag an.
Titelbild: Christina Brun/SRG Insider
Bild: Stefan Rohrer
Text: Eva Gaudenz
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