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«Kurz erklärt»: Solution based Journalism

Als du die täglichen News durchgegangen bist – hast du dich nicht auch schon nach mehr «Positive Vibes» gesehnt? Wir haben mit Frank Senn, Redaktionsleiter «DOK»-Serien, über lösungsorientierten Journalismus gesprochen. Darüber, ob dieser Ansatz nicht etwas naiv ist, ob er Zukunft hat und wie man Lösungen darstellt.

«Europaweite Flüchtlingsströme: Über eine Million Migranten...» Moment. Wie wäre es, wenn die Schlagzeile stattdessen so beginnen würde: «Eine freiwillige Helferin hat über soziale Medien Geld gesammelt. Damit hilft sie in Serbien Flüchtlingen, indem sie Zelte und Container aufbaut, ihnen Essen, Unterkunft und Informationen bietet.»

Journalismus soll Probleme kritisch aufzuzeigen. Doch es gibt verschiedene Arten, wie Geschichten erzählt werden können. Eine davon ist Solution based journalism (SBJ) – lösungsorientierter Journalismus. «Wir werden mit Negativmeldungen überflutet. Ich denke, das überfordert viele Zuschauer», sagt Frank Senn, Redaktionsleiter «DOK»-Serien. Er ist der Meinung, dass man dem Publikum mit einem positiven Ansatz Geschichten noch näherbringen kann. Darauf baut auch die «DOK»-Serie «Die Weltverbesserer» auf.

Persönlichkeiten statt Zahlen

In der Serie werden Menschen porträtiert, die sich dem Helfen verschrieben haben. Eine Chirurgin, die ehrenamtlich einen Einsatz in Äthiopien leistet, eine Frau, die für Flüchtlinge kämpft und ein Fotograf, der in Nepal ein bedrohtes Dorf umsiedeln will. Die Geschichten werden nicht abstrakt und anhand von Zahlen und Statistiken erzählt, sondern aus einer persönlichen Perspektive.

Dennoch wird die Realität nicht ausgeblendet, Fakten werden nicht ausgelassen: Im Storytelling werden Infos verpackt und die Problematik wird über Menschen erzählt, die Lösungen anbieten wollen. SBJ fokussiert somit gleichermassen auf Probleme und Lösungsansätze. Es wird aufgezeigt, was funktioniert und was nicht – das Ziel ist es, eine nähere, umfassendere Sicht auf Problemstellungen darzustellen. «Die journalistische Arbeit bleibt die gleiche», erklärt Frank.

Dabei schaffen Menschen Identifikation: «Vielleicht erkennt sich jemand in den Geschichten wieder», so Frank. Denn die Protagonisten der Serie «Die Weltverbesserer» haben keinen Promistatus – es sind Menschen wie du und ich. Frank erhofft sich, dass mit der Serie gezeigt werden kann, mit welchen Mühen und Problemen Menschen hinter privaten Hilfswerken zu kämpfen haben. Es werden Personen vorgestellt, die ihr Leben verändert haben, um sich für das einzusetzen, was sie sinnvoll finden. «Ich hoffe, dass das Publikum bereit ist, sich auf die Geschichten einzulassen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.»

Journalismus der Zukunft?

Frank ist überzeugt, dass SBJ gute Chancen hat, sich zu etablieren. Der Tages-Anzeiger habe beispielsweise die Rubrik «Die Lösung» eingeführt, wo ausschliesslich Lösungsansätze für verschiedene Problemstellungen thematisiert werden. Auch in der Sendung «Weltspiegel» von ARD werden immer wieder Themen unter diesem Blickwinkel diskutiert und die Vereinigung «Ashoka» fördert Projekte, die auf den SBJ-Ansatz fokussieren. Und am «Impact Journalism Day» stellen jeweils Zeitungen aus der ganzen Welt Lösungen für konkrete Probleme vor.


Hier geht's zur «Dok»-Serie «Die Weltverbesserer».


Text: Laura Clauderotti
Bild: SRF/Lisa Röösli

Tags: badnews constructivejournalism goodnews journalismus krisenundkatastrophen srfdok

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