Meinungen

Ein Goal für die Integration

Er kam – er spielte und wurde integriert. Die Rede ist von Ayham, einem 11-jährigen Jungen aus Syrien, der nun seit fast drei Jahren in der Schweiz lebt. Die beiden SRF-Autoren Ilona Stämpfli und Marek Beles haben ihn für ihren Film «Ayham – Mein neues Leben» 1.5 Jahre begleitet. Ein Gespräch mit Ilona über Fussball, Medien und Integration.

SRG Insider: Wie seid ihr – du und Marek – auf die Idee dieses Films gekommen?
Ilona Stämpfli: Die Idee kam uns bereits 2014. Die aktuelle Flüchtlingskrise sowie die Tendenz einiger Leute zu Flüchtlingshassern zu mutieren, ermutigte uns, diesen Film zu realisieren. Wichtig war uns hierbei die Geschichte aus der Sicht eines Kindes zu erzählen und so Einblicke in das Leben eines Flüchtlings zu gewähren.

Was bleibt dir vom Dreh mit Ayham besonders in Erinnerung?
Integration könnte so einfach sein. Mit Ayhams Freund Mika, der ihn am ersten Schultag einfach angesprochen hat, konnten wir genau das zeigen.

Was hat es mit Fussball und der Integration auf sich?
Alle Jungs in Ayhams Alter kennen den FC Barcelona oder Messi und so haben sie sofort ein Gesprächsthema und Gemeinsamkeiten. Fussball ist hier schon einmalig, da man nicht nur darüber reden kann oder muss, sondern auch ohne Worte einfach zusammenspielen. Bei der Musik ist das ebenfalls möglich, finde ich.

Wusstet ihr, dass Ayham so gut Fussball spielt?
Nein, das wussten wir beim Casting noch nicht. Erst während des Drehs haben wir bemerkt, dass wir den Fokus auf diese Sportart legen sollten. Dadurch, dass Ayham so gut ist, hatte er auch schnell den Respekt seiner Mitschüler und Teamkameraden. Das hat sicher auch bei seiner Integration geholfen.

Was möchtet ihr mit dem Film sagen? Was ist euer Anliegen?
Wir wollen mit dem Film das Verständnis fördern. Das Verständnis für solche Situationen, für solche Familien – für die Integration generell – nicht «nur» von Flüchtlingen. Der Japan Prize* zeigt, dass man unseren Film in jedem Land ausspielen kann und die Leute die Aussage des Filmes verstehen. Freunde – oder mehr – soziale Kontakte zu haben, sind Grundbedürfnisse, die eigentlich jeder kennt.

Ganz generell: Was können Medien zur Integration beitragen?
Ich glaube, wenn die Medien positiver über dieses Thema berichten und aufzeigen würde, dass Integration möglich ist, wäre auch die Bevölkerung besser darauf eingestellt. Es wird oft nur über den politischen Aspekt und nicht auf einer persönlichen Ebene mit und über die Flüchtlinge geredet. Es sollte mehr persönliche Berichte geben, ansonsten schaffen wir es nicht, das Verständnis bei der Bevölkerung zu fördern.

Gibt es eine Fortsetzung mit Ayham?
Wir wollten Ayham eigentlich weiterhin begleiten, ja. Jetzt kommen ein paar sehr spannende Jahre: die Berufswahl, die Pubertät. Zu Beginn hat Ayham zugesagt, aber nachdem er die Schule wechselte, hat er seine Meinung geändert. Er konnte nicht wirklich erklären warum, aber ich glaube, dass er in der neuen Klasse nicht so auffallen wollte oder als etwas Spezielleres angesehen werden will. Aber wer weiss: Vielleicht ändert er seine Meinung ja noch?


Filmbild zu  «Ayham – Mein neues Leben»: Ein junger Mann sitzt auf dem Rasen.

*«Ayham – Mein neues Leben» hat im Oktober 2017 den Japan Foundation President’s Prize gewonnen. Im April 2016 wurde der Film mit dem Civis-Sonderpreis «Fussball & Integration» ausgezeichnet. Der Preis ehrt Programmleistungen im Radio, Film, Fernsehen und Internet, die das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Herkunft fördern.

Du hast den Film noch nicht gesehen? Dann kannst du das gerne auf der Website von «SRF MySchool» nachholen.


Interview: Pascale Widmer
Bilder: Filmstills «Ayham – mein neues Leben»

Tags: fussball integration schweizerfilm

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